Syrische Rebellen Uno prüft Berichte über Einsatz von Kindersoldaten

Die Vereinten Nationen sind wegen neuer Vorwürfe gegen die syrische Opposition alarmiert: Einer Uno-Beauftragten zufolge stehen die Rebellen im Verdacht, Kindersoldaten im Kampf gegen Machthaber Assad eingesetzt zu haben - zuletzt hatte Human Rights Watch von Menschenrechtsverstößen berichtet.

New York - Radhika Coomaraswamy, Uno-Beauftragte für Kinder in bewaffneten Konflikten, sagte am Montag in New York, ihr seien Informationen zugekommen, nach denen unter den Kämpfern der Freien Syrischen Armee auch Kinder seien. Es sei ihr "nicht möglich" gewesen, diese Informationen "zu verifizieren", fügte Coomaraswamy hinzu.

Der Einsatz von unter 16-Jährigen als Soldaten ist durch internationale Konventionen verboten. Die Freie Syrische Armee besteht vor allem aus Dissidenten der regulären syrischen Streitkräfte. In der Protesthochburg Homs haben die Aufständischen ein Standgericht etabliert, Henker schneiden gefangenen Soldaten des Regimes die Kehle durch.

Bereits in der vergangenen Woche hatte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch Teilen der Oppositionsbewegung schwere Verstöße gegen die Menschenrechte vorgeworfen. Einige bewaffnete Regimegegner hätten Soldaten der Truppen von Machthaber Assad entführt, festgehalten und gefoltert, hatte die in New York ansässige Organisation mitgeteilt. Auch durch "brutale Taktiken" der Sicherheitskräfte seien solche Verstöße nicht zu rechtfertigen, sagte die Nahost-Direktorin der Organisation, Sarah Leah Whitson.

Das Militär des Assad-Regimes geht seit Monaten brutal gegen die Protestbewegung vor. Nach Angaben der Londoner Beobachtungsstelle für Menschenrechte in Syrien kamen bei dem Aufstand, der vor gut einem Jahr begann, mehr als 9000 Menschen ums Leben. Human Rights Watch hatte dem Regime zuletzt vorgeworfen, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen. Das Militär habe bei seiner Offensive gegen Aufständische Zivilisten vor sich her laufen lassen. Das hätten Zeugenaussagen und Filmbilder bestätigt.

Die Menschenrechtsorganisation veröffentlichte ein Video, in dem Männer vom Missbrauch von Zivilisten als Schutzschilde berichten. "Sie ließen etwa 50 Menschen vor ihren Panzern herlaufen. Dabei waren acht Frauen und auch ein paar Kinder", sagt einer der Männer, die jeweils von hinten gefilmt wurden. "Die syrische Armee zeigt ihre unglaubliche Geringschätzung der Leben von Zivilisten, in dem sie sie als Schutzschilde missbraucht", sagte Ole Solvang von Human Rights Watch. "Die Armee muss diese widerliche Taktik sofort stoppen."

Mit der Gewalt in Syrien befasst sich am Dienstag auch die Arabische Liga. Vertreter der Organisation kommen in der irakischen Hauptstadt Bagdad zusammen. Im Mittelpunkt des Treffens soll die Lage in Syrien stehen. Angesichts großer Meinungsunterschiede unter den arabischen Staaten wird allerdings nicht mit einer schlagkräftigen Resolution auf der Grundlage eines Vorschlags der Golfstaaten gerechnet. Nach irakischen Angaben soll es zwar einen förmlichen Beschluss geben, in dem jedoch nicht der Rücktritt Assads gefordert werden dürfte.

hen/Reuters/AFP/dpa
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