Terror-Festnahmen Islamisten sollen Blutbad in US-Militärbasis geplant haben
Philadelphia - Die Männer wurden schon gestern Nacht gefasst - heute wurden sie dem Gericht vorgeführt, die Ermittler gingen an die Öffentlichkeit. Die sechs Verdächtigen wollten der Anklage zufolge in Fort Dix so viele Soldaten wie möglich umbringen. Sie hätten geplant, mit Schusswaffen und Panzerfäusten die Basis anzugreifen und "alles in Flammen aufgehen zu lassen", sagte Staatsanwalt Chris Christie. Unterlagen des Justizministeriums zufolge sollten bei dem Angriff mindestens 100 Soldaten sterben.
Die Männer sollen wegen Verschwörung zum Terrorismus angeklagt werden. Laut einem Sprecher von US-Präsident George W. Bush gibt es bisher keine Hinweise darauf, dass die Verdächtigen Anweisungen von internationalen Terrororganisationen erhalten haben.
Dritan Duka, Eljvir Duka, Shain Duka, Mohammed Ibrahim Shnewer, Derdar Tatar und Agron Abdullahu haben laut Anklage Waffen erworben und neben Fort Dix auch andere Stützpunkte in den Staaten New Jersey, Delaware und Pennsylvania ausgekundschaftet. Sie hätten sich letztlich für Fort Dix in New Jersey entschieden, weil sie dort die größte Zahl von Todesopfern erwarteten und zudem die besten Möglichkeiten zur Flucht sahen, hieß es.
"Wir sind heute einem Geschoss ausgewichen. Wenn man sich den Typ von Waffen anschaut, den diese Gruppe kaufen wollte, sind wir tatsächlich wohl vielen Geschossen ausgewichen", sagte FBI-Ermittler J.P. Weiss. "Wir hatten hier eine Gruppe, die einen Zug bildete, um es mit einer Armee aufzunehmen. Sie hatten ihr Ziel ausgemacht und sie hatten ihre Erkundungsarbeit geleistet. Sie hatten Karten. Und sie waren dabei, Waffen zu kaufen. Zum Glück konnten wir sie stoppen", meinte Weiss.
Die Familie der Duka-Brüder soll seit sieben Jahren in Cherry Hill in New Jersey in einem ganz gewöhnlichen Vorstadt-Haus leben, sie galten als nette Nachbarn. "Ich kann es nicht glauben", sagte ein Anwohner dem Fernsehsender WNBC. "Das hatten wir nicht erwartet." Die drei Dukas und Abdullahu stammen aus dem früheren Jugoslawien, Tatar aus der Türkei und Shnewer aus Jordanien. Alle leben den ersten Angaben zufolge schon länger in den USA.
Die Duka-Brüder lebten im Gegensatz zu den anderen illegal in den USA. Um an Waffen zu gelangen, sollen sie Abdullahu als Helfer eingesetzt haben. Die Gruppe war laut den Gerichtspapieren gerade dabei, verschiedene Waffen zu kaufen, darunter fünf Kalaschnikow-Maschinenpistolen der Reihe AK-47, M-16-Waffen und Pistolen. In Gouldsboro in Pennsylvania sollen sie sich schon öfter zu Schießübungen getroffen haben.
Der Verdächtige Tatar hatte laut ersten Angaben für das Restaurant seiner Familie Pizzen in Fort Dix ausgefahren. Er soll eine Karte des Stützpunkts besessen und an die anderen verteilt haben. Shnewer soll ihm gesagt haben, er kenne Fort Dix wie seine eigene Westentasche.
"Ich tue es im Namen Allahs"
Die Bundespolizei FBI hatte 17 Monate lang ermittelt. Es kam den Extremisten auf die Spur, nachdem im Januar des vergangenen Jahres in einem Laden ein Video zum Kopieren angegeben wurde. Auf dem Film seien zehn junge Männer zu sehen gewesen, die auf einem Schießplatz Sturmgewehre abgefeuert und auf Arabisch "Gott ist groß" gerufen hätten. Das FBI habe daraufhin einen Informanten in die Gruppe eingeschleust.
Diesem Informanten offenbarten sich die Männer offenbar weitgehend. Der Verdächtige Shnewer sprach den Unterlagen zufolge ihm gegenüber von dem Ziel eines Panzerfaust-Angriffs und dem Plan, mindestens 100 Soldaten zu töten. "Ich will nicht übertreiben. Ich versichere Dir, dass Du eine amerikanische Kaserne sehr leicht treffen kannst", wird er zitiert.
Er habe für den Anschlag Geld gespart und wolle eine "starke Konzentration von Soldaten" angreifen - "danach suchen wir". Wenn man "vier, fünf oder sechs Humvees (Militärfahrzeuge, d.Red.)" treffe, werde "das ganze Gelände in Flammen aufgehen, und man kann sich ohne eigene Verluste zurückziehen". Anderen Berichten zufolge erwogen die Männer auch, den Anschlag während eines Football-Spiels zwischen Teams der US-Armee und der -Marine zu begehen, weil dann eine große Menschenmasse anwesend gewesen wäre.
"Es ist mir egal, ob ich eingesperrt werde oder was auch immer", sagte Tatar den Unterlagen zufolge dem eingeschleusten Informanten. "Vielleicht sterbe ich auch, es ist egal. Ich tue es im Namen Allahs." Eljvir Duka: "Am Ende, wenn es darum geht, Deine Religion zu verteidigen, wenn jemand Deine Religion angreift, Deinen Lebensstil, dann ziehst Du in den Heiligen Krieg." Ein Verdächtiger fragte laut dem Fernsehsender WNBC: "Wer wird sich um meine Frau und meine Kinder kümmern?" Ein anderer antwortete: "Allah wird sich um Deine Frau und Kinder kümmern."
Keine sichere Verbindung zu al-Qaida nachgewiesen
WNBC zufolge gelten die Männer als Anhänger Osama Bin Ladens - sie sollen sich gern Videos mit dem al-Qaida-Führer angesehen haben. Unter den bei der Festnahme sichergestellten Dokumenten befinden sich auch aus dem Internet heruntergeladene Testaments-Texte von zwei Attentätern des 11. September 2001.
Einen belastbaren Hinweis auf Verbindungen zum Terrornetz al-Qaida gibt es laut Ermittlern aber nicht. Der Sender CNN zitierte Behördenvertreter mit den Worten, es handele sich bei den sechs Männern um "radikale Muslime" - aber nicht um "eingefleischte Terroristen".
Fort Dix liegt etwa 20 Kilometer von New Jerseys Hauptstadt Trenton entfernt und wird als Trainings- und Mobilisierungs-Zentrum für Reservisten der US-Armee genutzt. Von dort aus gehen viele Soldaten in den Irak-Krieg und nach Afghanistan. Auch im Kosovo-Krieg hatte Fort Dix eine wichtige Funktion. Etwa 13.000 Menschen sind laut "New York Times" über den Tag in der Kaserne - darunter etwa 3000 Soldaten. Für die Öffentlichkeit ist sie seit 2001 geschlossen.
flo/Reuters/dpa