Terror gegen Christen Deutsche Behörden warnen Kopten vor Anschlagsgefahr
Berlin - Die deutschen Behörden halten einen Terroranschlag auf koptische Christen in Deutschland nicht für ausgeschlossen. Deshalb hätten die Sicherheitsbehörden in den Bundesländern die Glaubensgemeinschaft vor möglichen Anschlagsplänen gewarnt, sagte der Sprecher des Bundesinnenministeriums, Stefan Paris. Dies sei noch vor dem verheerenden Anschlag auf eine koptische Gemeinde im ägyptischen Alexandria geschehen. Derzeit werde geprüft, ob es konkrete Hinweise auf Gefährdungen der koptischen Gemeinden in Deutschland gebe, sagte Paris weiter. "Dem wird derzeit auch nachgegangen." Für einen möglichen Anschlag kommt den Hinweisen zufolge die Nacht vom 6. auf den 7. Januar in Frage, da dann die Kopten ihren größten Feiertag begehen. In Deutschland leben nach Angaben des Bundesinnenministeriums rund 6000 Kopten, von denen sehr viele aus Ägypten stammen. Größere Gemeinden gibt es in Frankfurt und München.
Zu dem Anschlag auf die koptische Kirche in Alexandria, bei dem in der Neujahrsnacht 21 Menschen starben, bekannte sich bislang niemand. Klar ist indes, dass die Kirche im Visier des Terrornetzwerks al-Qaida stand. Eine Auflistung von rund 50 koptischen Gotteshäusern in Kairo und Alexandria sowie in Deutschland, Frankreich und Großbritannien wurde am 2. Dezember auf der mit al-Qaida eng verbundenen Internetseite Schumuch el-Islam veröffentlicht. Unter der Überschrift "Hör auf zu schlafen und steh auf" wird darin "jeder Muslim, der sich um die Ehre seiner Schwestern sorgt", zu "Sprengstoffanschlägen während Weihnachtsmessen" aufgerufen.
In aller Schärfe verurteilte Bundeskanzlerin Angela Merkel den Anschlag in Ägypten. Merkel forderte zugleich den ägyptischen Präsident Husni Mubarak auf, für die Sicherheit der koptischen Minderheit in dem muslimischen Land zu sorgen. "Ich danke Ihnen, dass Ihre Regierung bereits Maßnahmen zum Schutz der koptischen Christen in Ägypten ergriffen hat und bin überzeugt, dass Sie alles in Ihrer Macht Stehende tun werden, um derartige Vorfälle in der Zukunft zu verhindern", erklärte die Kanzlerin außerdem in dem Schreiben.
Zuvor hatten Politiker von Grünen und CSU scharfe Kritik an der ägyptischen Regierung geübt. "Eine Verurteilung solcher Anschläge ist zu wenig", sagte Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck der "Frankfurter Rundschau". "Ägypten und andere Staaten müssen dem Ungeist religiöser Intoleranz wirksam entgegentreten." De facto sei das Land eine Diktatur.
Am Wochenende lieferten sich hunderte koptische Christen und ägyptische Sicherheitskräfte in mehreren Städten des Landes gewaltsame Auseinandersetzungen. Am Sonntag wurden nach Angaben der Polizei bei einer Protestveranstaltung in der Nähe der Sankt-Markus-Kathedrale in Kairo, dem Sitz des koptischen Patriarchen Schenuda III., 45 Sicherheitsleute verletzt.