Terror in Ägypten Mindestens 30 Tote bei Anschlägen auf Tourismuszentren
Kairo/Tel Aviv - Nach einem verheerenden Bombenanschlag auf das Hilton-Hotel im Badeort Taba sind nach Angaben von Rettungskräften zahlreiche Leichen aus den Trümmern geborgen worden. Die Zahl der Toten bei den insgesamt drei Anschlägen auf Touristenzentren auf der Sinai-Halbinsel liegt nach Angaben des ägyptischen Innenministeriums bei mindestens 30. Nicht alle davon seien Israelis. Mehr als 120 Menschen seien in Krankenhäuser in Israel gebracht worden. Ägypten gestattete israelischen Rettungsteams die Einreise, um bei den Bergungsarbeiten zu helfen.
Zuvor war die Zahl der Toten mit mindestens 44 angegeben worden. Möglicherweise seien noch zahlreiche Menschen unter den Trümmern begraben, hieß es. Bis zu 200 Menschen wurden verletzt. Augenzeugen berichteten über hilflose Verletzte und Verschüttete, während die Rettungsarbeiten nur schleppend angelaufen seien. Die ägyptische Polizei nahm nach einem Bericht des arabischen Nachrichtensenders al-Dschasira mehrere Verdächtige fest. Unklarheit bestand zunächst über die Hinterleute der Attentäter, die Sicherheitsexperten im islamistischen Spektrum vermuteten.
Der folgenschwerste der Anschläge wurde am späten Donnerstagabend auf das Taba Hilton am Grenzstreifen Ägyptens zu Israel verübt. Dort starben zahlreiche Menschen, Dutzende wurden verletzt. Israelische Sicherheitskreise gingen davon aus, dass Terroristen einen mit Sprengstoff beladenen Lastwagen zündeten. Das Gebäude stürzte nach der Explosion in der Hotel-Lobby teilweise ein und stand zunächst in Flammen. Unter den Opfern waren viele Israelis, die dort traditionell viele der Gäste stellen. Das Hotel war voll belegt.
Bei einem zweiten Anschlag in Ras al-Scheitani starben sieben Menschen. Die Opfer seien ägyptische Arbeiter, berichtete das israelische Fernsehen am Freitag unter Berufung auf die ägyptische Polizei. Ein Augenzeuge berichtete der dpa in Kairo telefonisch, ein mit Sprengstoff präparierter Lkw sei in ein Gebäude gesteuert und dort gezündet worden. Bei einem dritten Attentat in Nuweiba seien mehr als 40 Menschen verletzt worden, berichtete das israelische Armeeradio.
Bekennerschreiben im Internet
Eine offenbar der al-Qaida nahe stehende Islamisten-Gruppe hat sich am Freitag im Internet zu der Anschlagsserie in Ferienorten auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel bekannt. "Vier unserer das Märtyrertum suchenden Brüder haben diese tapfere Operation trotz intensiver Sicherheitsvorkehrungen ausgeführt", erklärte eine Gruppe namens Islamische Tauhid Brigaden auf einer häufig von Islamisten genutzten Internet-Seite. In der Erklärung, deren Echtheit nicht überprüft werden konnte, wurden al-Qaida-Chef Osama Bin Laden und dessen Stellvertreter Aiman al-Sawahiri mit historischen moslemischen Militär-Kommandeuren verglichen.
Israel begann mit Zustimmung Ägyptens einen Großeinsatz seiner Rettungsdienste im Nachbarland. Rettungsteams fanden einen aus dem Fahrwerk gerissenen Motor in dem Hotelkomplex. Dies wurde als sicherer Hinweis auf die Verwendung einer Autobombe gesehen. "Es gab eine große Explosion. Dann fielen Trümmer auf uns", berichtete eine Zeugin des Anschlags, die ins nur wenige hundert Meter entfernte Israel flüchtete. Zehn Stockwerke des Hotels seien schwer beschädigt.
Die Regierung in Jerusalem rief ihre Bürger zur sofortigen Abreise auf. Mit Bussen und Hubschraubern sollten Touristen und Verletzten eine umgehende Rückreise ermöglicht werden, berichteten israelische Medien. Wegen eines Feiertags hielten sich rund 30.000 Israelis an der ägyptischen Küste des Roten Meeres auf. Unterdessen telefonierte der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon in der Nacht mit dem ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak, um verschärfte Sicherheitsmaßnahmen zu beraten.
Ägypten sperrt Grenze
Der israelische Geheimdienst hatte die Bürger des Landes vor einigen Wochen bereits vor Anschlägen gewarnt. Es gebe Informationen, wonach Terrorgruppen Touristenhotels in der Region zum Ziel nehmen wollten. Die Tourismusbranche ist in Ägypten ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Das staatliche Fernsehen hatte das Attentat in Taba zunächst als Gasexplosion bezeichnet.
Die ägyptische Polizei sperrte in der Nacht zum Freitag den ägyptisch-israelischen Grenzübergang Taba und die Straßen zu den Anschlagsorten. Dies berichtete die staatliche ägyptische Nachrichtenagentur MENA. Nur israelische Rettungskräfte durften einreisen. Der Grenzübergang Taba blieb für verletzte oder flüchtende israelische Touristen geöffnet. Außerdem wurden die Sicherheitsvorkehrungen auf dem Flughafen Kairo verschärft.