Polizei vor einem der beiden Tatorte in Christchurch
Foto: TESSA BURROWS/ AFPAm Freitag ereignete sich in Neuseeland der schlimmste Terroranschlag in der Geschichte des Landes. Zwei Moscheen wurden mit Schusswaffen angegriffen. Der oder die Täter töteten mindestens 49 Menschen, 48 weitere liegen zum Teil schwer verletzt im Krankenhaus, darunter mehrere Kinder. (Alle aktuellen Entwicklungen finden Sie hier)
Wie genau der oder die Angreifer vorgingen, ist noch unklar. Eines aber ist gewiss: Sie wollten Aufmerksamkeit. Einer der Täter filmte seine Attacke. Sie wurde über mehrere Plattformen live im Internet übertragen. Das Ziel war, Muslime zu töten, die sich zum Freitagsgebet versammelt hatten.
Was wissen wir?
Der Terroranschlag war offenbar gut vorbereitet. Das sagte die neuseeländische Regierungschefin Jacinda Ardern. Bislang wurden vier Menschen, eine Frau und drei Männer, verhaftet. Einer von ihnen ist bereits wegen Mordes angeklagt.
Der australische Premierminister Scott Morrison bestätigte, dass es sich bei einem der Verdächtigen um einen Australier handelt. "Wir verurteilen diese Attacke, die von einem rechtsextremen, gewalttätigen Terroristen begangen wurde, aufs Schärfste." Der australische Verdächtige sei erst "relativ kurze Zeit" in Neuseeland gewesen, sagte Ardern.
Einer der Verdächtigen habe selbst öffentlich gemacht, dass er in Australien geboren wurde, sagte Ardern. Ebendieser Mann soll ein 28-Jähriger sein, der unter dem Namen Brenton Tarrant ein Manifest im Internet veröffentlicht hat.
Warum gab es diesen Anschlag in Neuseeland?
Der Verfasser des Manifests schreibt, er habe seit zwei Jahren Attacken und seit drei Monaten den konkreten Anschlag auf die Moscheen in Christchurch geplant. Eine Gewalttat vergleichbaren Ausmaßes gab es in Neuseeland bislang nicht. Der Verfasser schreibt, für ihn sei dieser Umstand eines der Motive gewesen. Eine Attacke in Neuseeland würde zeigen, dass es nirgendwo in der westlichen Welt für Einwanderer sicher sei, schrieb er.
Wer ist der mutmaßliche Täter?
Der wegen Mordes angeklagte Mann stammt offenbar aus der Kleinstadt Grafton in New South Wales. Dort soll er nach Abschluss der High School als Personal Trainer in einem Fitness Club gearbeitet haben, berichtet "The Sydney Morning Herald".
Video: Angriff auf zwei Moscheen in Christchurch
Was steht in dem Manifest?
Das Manifest, das den Titel "Der große Austausch" trägt, umfasst mehr als 70 Seiten. Darin bezeichnet der Autor sich selbst als "Öko-Faschisten", "Ethno-Nationalisten" und Rassisten.
Das Narrativ des "Bevölkerungsaustauschs" ist in rechten und neurechten Kreisen beliebt. Demnach befindet sich Europa in einem Prozess der "Islamisierung", dadurch würde die Bevölkerung schrittweise "ausgetauscht".
Der Autor behauptet, durch die Tat "sein Land" vor "Angreifern" zu verteidigen. Als Angreifer bezeichnet er alle Einwanderer, die nicht weiß sind. Laut seinem Manifest wolle er eine Atmosphäre der Angst schaffen, um "revolutionäre Maßnahmen" zu ermöglichen.
Was hat er veröffentlicht?
Der Autor des Manifests postete vor der Tat Fotos auf seinem Twitter-Account, auf denen die Waffen zu sehen sind, die er angeblich für den Anschlag benutzen wollte. Darauf hat er in weißer Farbe die Namen anderer rechter Attentäter geschrieben. In seinem Manifest bezeichnet er den norwegischen Terroristen Anders Breivik als Inspiration.
In dem Video, das angeblich die Tat zeigt, hört man ein Lied. Dabei handelt es sich laut dem bosnischen Botschafter Mirza Hajric um ein serbisch-nationalistisches Lied über den früheren Serbenführer Radovan Karadzic.
Außerdem erwähnt der mutmaßliche Täter offenbar den YouTuber "PewDiePie", eigentlich Felix Kjellberg. Letzterer hat sich inzwischen distanziert. Als weiteren Einfluss nennt der mutmaßliche Angreifer in seinem Manifest die konservative und schwarze Aktivistin Candace Owens. Ihren Äußerungen auf Twitter nach zu beurteilen, findet sie das absurd.
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Rettungssanitäter am Tatort: Bei einem Terrorangriff auf zwei Moscheen in der neuseeländischen Stadt Christchurch sind am Freitag mindestens 40 Menschen getötet und viele mehr verletzt worden.
Polizei sperrt die Straßen um die Moschee im Ortsteil Linwood von Christchurch ab. Der "Terroranschlag" sei "gut vorbereitet" gewesen, sagte Regierungschefin Jacinda Ardern.
Blutiges Verbandsmaterial vor der Al-Noor-Moschee in Christchurch. Nach den Angriffen wurden drei Männer und eine Frau festgenommen - einer der mutmaßlichen Täter ist Australier.
Ein Polizist spricht mit Zeugen in der Nähe einer Moschee. Ein Mann berichtet: "Es fielen mindestens 50 Schüsse, sehr schnell hintereinander. Können auch Hunderte gewesen sein."
Archivbild der Al-Noor-Moschee im Stadtzentrum von Christchurch. Die Angriffe waren dort und in einer Moschee im Vorort Linwood verübt worden.
Schockierte Menschen auf der Straße vor einer der beiden Moscheen.
Die erschütterte Premierministerin von Neuseeland, Jacinda Ardern, spricht von einem der "dunkelsten Tage" in der Geschichte ihres Landes.
Australiens Premierminister Scott Morrison über den Angriff, bei dem offenbar auch einer seiner Landsleute beteiligt war: "Wir verurteilen diese Attacke, die von einem rechtsextremen, gewalttätigen Terroristen begangen wurde, aufs Schärfste."
In Neuseelands Hauptstadt Wellington wehte die Landesflagge am Freitag auf Halbmast.
Aus Sorge vor weiteren Angriffen riegelte die Polizei Schulen und andere öffentliche Gebäude stundenlang ab.
An die Bevölkerung - insbesondere an Muslime - appellierte sie, zu Hause zu bleiben: "Unter keinen Umständen sollte irgendjemand im Land jetzt zu einer Moschee gehen."
In Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesh, rufen Muslime beim Freitagsgebet Parolen, um den Terroranschlag in Neuseeland zu verurteilen.
Nahe der Linwood Moschee, in der sieben Menschen bei dem Anschlag starben, haben Trauernde Blumen niedergelegt.