Terror Premier Maliki meldet Tod der irakischen Qaida-Führung

Terror: Premier Maliki meldet Tod der irakischen Qaida-Führung
Foto: HO/ REUTERSBerlin - Die beiden führenden Terroristen des Irak, Abu Ajjub al-Masri und Abu Omar al-Baghdadi, sollen tot sein. Das behauptete der irakische Premierminister Nuri al-Maliki am Montag. Seinen Angaben zufolge haben irakische Geheimdienstler die beiden aufgespürt und getötet. Die US-Armee bestätigte die Meldung wenig später und erklärte, dies sei ein potentiell tödlicher Schlag gegen Osama Bin Ladens Netzwerk im Irak.
Es wäre in der Tat spektakulärer Erfolg gegen die irakische Qaida-Filiale, der die beiden Männer angehören. Der eine, Abu Omar al-Baghdadi, steht als "Amir" dem "Islamischen Staat Irak" vor, einem Phantasiegebilde, das al-Qaida im Irak vor über drei Jahren als Dachverband für verschiedene Terrorgruppen ersann. Der zweite, Abu Ajjub al-Masri, fungierte innerhalb dieses Gebildes als "Kriegsminister" und formaler Chef der Qaida-Filiale. Gemeinsam sind die Männer für Hunderte Anschläge mit vermutlich Tausenden Toten verantwortlich.
Noch liegen nur wenig Details aus Bagdad vor. Al-Qaida selbst hat sich noch nicht geäußert.
Meldungen über einen angeblichen Tod
Angesichts der Tatsache, dass der Tod von al-Masri und al-Bagdadi in den vergangenen Jahren bereits mehrfach gemeldet wurde, bleibt ein gewisser Grad an Skepsis angemessen.
- So hieß es im Mai 2007 erstmals, dass Abu Omar tot sei. Quelle waren irakische Sicherheitsbehörden.
- Aber schon im Juli 2007 erklärte die US-Armee, dass Verhöre von gefassten Qaida-Kadern ergeben hätten: Abu Omar existiert überhaupt nicht. Er sei nur ein Phantom, ersonnen, um al-Qaida einen lokalen Anstrich zu geben; seine Rolle werde von einem irakischen Schauspieler gespielt.
- Im Mai 2008 "enthüllte" der TV-Sender al-Arabija dann, Abu Omar existiere sehr wohl, und heiße in Wahrheit Hamid al-Sawi. Er sei ein Ex-Offizier aus Saddams Armee. Eine weitere Theorie geht unterdessen davon aus, dass "Abu Omar" ein Kollektivname ist, hinter dem sich die erweiterte Führung al-Qaidas im Irak versteckt.
- Im Mai 2009 schließlich wurde Abu Omar sogar angeblich im irakischen Fernsehen gezeigt, wie er ausgiebig "auspackte".
- Ähnlich viel Verwirrung umgibt Abu Ajjub al-Masri: Am 1. Mai 2007 soll er im Kampf gefallen sein. Al-Qaida dementiert und ließ ihn weiter Reden halten.
- Im Mai 2008 meldete Bagdad, Abu Ajjub al-Masri sei festgenommen worden. Doch er tauchte weiterhin in Kommuniqués und Botschaften al-Qaidas auf.
Die Liste verdeutlicht, wie wenig Wissen es über die beiden Terrorkader gibt - und wie wenig eindeutig Todesmeldungen daher in Wahrheit sind. Bis heute galt schließlich weder ihre tatsächliche Existenz noch ihre wahre Identität als offiziell gesichert. Keinerlei Details über ihre Vorleben, ihre Herkunft, ihre Terrorkarrieren sind bekannt, nicht einmal ihre Nationalitäten sind eindeutig.
Wegen dieser seit Jahren bestehenden Ungewissheiten, kann man auch nicht mehr sicher sagen, ob die beiden Personen, die unter den Namen Abu Ajjub und Abu Omar auftreten, noch dieselben sind wie vor einigen Jahren. Es ist ebenso vorstellbar, dass einer oder beide von vornherein Phantasiegestalten waren, wie es denkbar ist, dass einer oder beide längst tot sind.
Potentielle Nachfolger? Nicht bekannt
Es wird deshalb nun auf die Reaktion al-Qaidas ankommen. Bestätigt das Terrornetzwerk den Tod der beiden, kann er als gesichert gelten. Dementiert al-Qaida, würde das bedeuten, dass es die Falschen waren - oder dass das Netzwerk vorhat, das Spiel mit den Identitäten fortzusetzen.
Bombenserien etwa nahezu im Monatsrhythmus die Hauptstadt Bagdad
Sicher ist, dass al-Qaidas Irak-Filiale in den vergangenen Jahren erheblich geschwächt wurde. Zwar ist sie immer noch zu spektakulären Anschlägen in der Lage, jüngst trafen . Aber die Terroristen haben längst nicht mehr die Kapazitäten, die sie in den Jahren 2005 und 2006 zum Einsatz brachten, als sie das Land an den Rand eines Bürgerkriegs bombten.
Welche Auswirkungen der Tod der beiden Chefs hätte, lässt sich schwer vorhersagen. gibt den Tod von Anführern normalerweise zu und beharrt darauf, dass die Anhänger ja nur um der Sache Willen kämpfen. Andererseits brauchen Terrornetzwerke Gesichter, die sie repräsentieren. Der Gründer der irakischen Filiale, , genannt der "Schlächter von Bagdad", ist ein Beispiel. Er kam 2006 ums Leben, mit seinem Tod begann eine Schwächephase von al-Qaida im Irak.
Außer Abu Ajjub und Abu Omar sind praktisch keine Namen und Gesichter bekannt. Ihre Nachfolger müssten bei null anfangen. Und das, nachdem gerade demonstriert wurde, wie verletzlich - bis in die Spitze hinein - ihr Netzwerk ist.
US-Vizepräsident Joe Biden bezeichnete den Tod der beiden bereits als "Meilenstein". Dass die Terroristen nicht mehr am Leben sind, sei "ein potenziell verheerender Schlag" gegen al-Qaida im Irak, sagte Biden am Montag in Washington. Die Militäroperation sei von irakischen Sicherheitskräften geleitet worden. Der Erfolg zeige, dass die Iraker zunehmend in der Lage seien, für ihre eigene Sicherheit zu sorgen. Ein US-Soldat sei bei der Aktion getötet worden, so Biden.