Terroranschlag von Madrid
Haftbefehl gegen fünf Verdächtige
Die spanischen Ermittler haben zwei weitere Männer festgenommen, die mit den verheerenden Bombenanschläge von Madrid zu tun haben sollen. Die zuvor gefassten fünf Verdächtigen bestreiten unterdessen jegliche Verbindung zu Osama Bin Ladens Terrornetzwerk al-Qaida. Gegen sie wurde dennoch Haftbefehl erlassen.
Madrid - Die Fünf seien in das Gefängnis Soto del Real außerhalb Madrids
gebracht worden. Untersuchungsrichter
Juan del Olmo werfe dem mutmaßlichen Drahtzieher Jamal Zougam, 30, und
zwei weiteren Marokkanern Mord in 190 Fällen, versuchten Mord in
1400 weiteren Fällen sowie Mitgliedschaft in einer terroristischen
Vereinigung vor, meldete der staatliche Sender RNE. Den zwei Indern
legte er Komplizenschaft zur Last, wie es weiter hieß.
Bei den Anschlägen auf vier Pendlerzüge in Madrid waren 202
Menschen getötet und fast 1500 verletzt worden. Zwölf der Opfer waren
in Krankenhäusern gestorben, daher der Vorwurf des Mordes in 190
Fällen.
Zougam soll bei dem Verhör in Tränen ausgebrochen sein. Er und seine mutmaßlichen Komplizen hätten die
Vorwürfe bestritten. Zougam habe aber zugegeben, den
mutmaßlichen Anführer einer im November 2001 in Spanien zerschlagenen al-Qaida-Zelle, Imad Eddin Barakat Yarkas alias "Abu Dahdah",
gekannt zu haben. Diese Zelle soll die Attentate des 11. September in
den USA mit vorbereitet haben.
Zu den am Freitag gefassten Verdächtigen gibt es zurzeit keine näheren Angaben. Ihnen wird die "Zusammenarbeit mit einer terroristischen Gruppe" vorgeworfen.
Insgesamt sind damit seit den Anschlägen auf vier Pendlerzüge dreizehn
Männer gefasst worden, darunter sieben Marokkaner. Ein
festgenommener Spanier wird verdächtigt, den benutzten Sprengstoff
beschafft zu haben. Er soll in einem Bergwerk oder einem Steinbruch
in Nordspanien gestohlen worden sein.
Die festgenommenen Marokkaner sollen einer islamischen Terrorzelle
mit Verbindungen zur al-Qaida angehören, der auch die
Selbstmordanschläge von Mai 2003 mit 45 Toten in Casablanca
angelastet werden.
Immer mehr Spuren deuten auf Zougam als Hauptverantwortlichen des Blutbades hin. In dem Telefonladen des 30-jährigen Marokkaners
stellten die Ermittler nach Presseberichten das
abgebrochene Gehäusestück eines Handys sicher, das zur Zündung einer
der Bomben dienen sollte. Der Sprengsatz war aber nicht detoniert und
konnte von der Polizei entschärft werden. Dies sei das erste
handfeste Beweismittel gegen den Marokkaner und seine mutmaßlichen
Komplizen, schrieb "El País" unter Berufung auf die Ermittler.
Bundeskanzler Gerhard Schröder wird am kommenden
Mittwoch zur zentralen Trauerfeier für die Attentats-Opfer von Madrid
fliegen. An dem Trauergottesdienst in einer Kathedrale der spanischen
Hauptstadt nehmen verschiedene Staatsoberhäupter und Regierungschefs
teil. Am Rande der Veranstaltung wird es voraussichtlich auch zu
einer ersten Begegnung des Kanzlers mit dem künftigen spanischen
Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero kommen.
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