Terrorgefahr im Jemen Westliche Botschaften rüsten sich gegen Attacken

Für Ausländer wird die Situation im Jemen immer bedrohlicher. Die USA haben Hinweise, dass al-Qaida einen Anschlag plant. Amerikaner und Briten schlossen ihre Botschaften, die deutsche und die spanische Vertretung haben ihre Sicherheitsvorkehrungen verstärkt.
Terrorgefahr im Jemen: Westliche Botschaften rüsten sich gegen Attacken

Terrorgefahr im Jemen: Westliche Botschaften rüsten sich gegen Attacken

Foto: Yahya Arhab/ dpa

Sanaa - Das Auswärtige Amt warnt bereits seit längerem vor Reisen in den Jemen, unter anderem wegen des "bestehenden erheblichen Risikos terroristischer Anschläge" und des ständig hohen Risikos von Entführungen. Alle Deutschen im Jemen und Reisende in den Jemen würden zu erhöhter Wachsamkeit aufgerufen.

Nun hat die Deutsche Botschaft im Jemen die Sicherheitsmaßnahmen verschärft. Bislang habe man zwar keine Drohungen erhalten, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin der Nachrichtenagentur AFP. Der Dienstbetrieb werde fortgesetzt. Nach Drohungen des Terrornetzwerks al-Qaida ist die Sicherheitslage für Ausländer aber besonders prekär geworden. Sowohl die USA als auch Großbritannien haben ihre Botschaften geschlossen. Auch die spanische Botschaft schränkte den Publikumsverkehr ein. Die Zeitung "El Mundo" hatte zuvor berichtet, die Vertretung werde am Montag nicht öffnen.

Die US-Botschaft in der Hauptstadt Sanaa teilte auf ihrer Internetseite mit, der regionale Qaida-Ableger auf der Arabischen Halbinsel habe mit Anschlägen gegen amerikanische Einrichtungen im Jemen gedroht. Ein ranghoher Terrorismus-Berater von US-Präsident Barack Obama sagte gegenüber der BBC, die USA hätten Hinweise darauf, dass das Netzwerk eine Attacke in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa plane. "Wir werden das Leben unserer Mitarbeiter nicht in Gefahr bringen", sagte er in Bezug auf die Schließung der Botschaft. Wie lange die Vertretung geschlossen bleiben soll, war zunächst unklar. Einem jemenitischen Vertreter in Sanaa zufolge gab es keine direkten Drohungen gegen Londons Botschaft.

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Jemen: Im Visier der Anti-Terror-Kämpfer

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Im September 2008 waren bei einem Anschlag auf die US-Botschaft in Sanaa 16 Menschen getötet worden. Bis auf eine Inderin waren alle Opfer Jemeniten, US-Diplomaten wurden nicht verletzt. Die jemenitische Führung erklärte damals, der Anschlag trage die Handschrift der Terrorgruppe al-Qaida.

USA und Großbritannien verstärken Anti-Terror-Kampf im Jemen

Im Kampf gegen die Terrororganisation auf der Arabischen Halbinsel suchen Großbritannien und die USA derzeit nach Wegen, die militärische und geheimdienstliche Zusammenarbeit mit dem Jemen auszuweiten. Auslöser war ein vereitelter Anschlagsversuch auf ein US-Passagierflugzeug am ersten Weihnachtsfeiertag. Der Qaida-Ableger im Jemen bekannte sich dazu - US- Präsident Barack Obama machte die Organisation am Samstag erstmals direkt verantwortlich.

Der britische Premierminister Gordon Brown erklärte am Sonntag, Washington und London wollten nicht nur eine Anti-Terroreinheit in dem arabischen Land finanzieren, sondern auch die Küstenwache des Jemen unterstützen. Der Jemen hatte bereits kurz nach dem vereitelten Attentat mehr Hilfe vom Westen gefordert. Brown schlug vor, parallel zur Afghanistan-Konferenz am 28. Januar in London ein internationales Treffen zum Jemen abzuhalten. Der Jemen und Somalia seien "Zonen, die wir nicht nur überwachen müssen, sondern wo wir mehr tun müssen", sagte Brown im BBC-Rundfunk.

Die amtliche jemenitische Nachrichtenagentur Saba meldete, der für den Irak und Afghanistan zuständige US-General David Petraeus habe in Sanaa den jemenitischen Präsidenten Ali Abdallah Saleh getroffen und die Unterstützung seines Landes beim Anti-Terror-Kampf bekräftigt. Petraeus habe eine Botschaft Obamas überbracht, in der es um die Zusammenarbeit beider Länder im Kampf gegen Terrorismus und Piraterie ging.

Auch in der Europäischen Union gibt es Pläne, verstärkt gemeinsam gegen den Terrorismus vorzugehen. Spanien wolle während seines EU-Vorsitzes ein Komitee bilden, das die Arbeit der verschiedenen Terror-Abwehrzentren der Mitgliedstaaten bündeln soll, sagte der spanische Innenminister Alfredo Pérez Rubalcaba nach Medienberichten vom Sonntag. Ziel sei es, mit einem direkten und schnellen Informationsaustausch über mutmaßliche Terroristen und potentielle Anschlagsziele eine bessere Koordination zu erreichen.

Angriffe auf Qaida-Stellungen

Jüngste Angriffe auf mutmaßliche Qaida-Stellungen im Jemen fanden bislang unter Führung der USA mit Unterstützung der jemenitischen Regierung statt. Der US-Fernsehsender CBS berichtete, dass es Angriffe mit Flugmarschkörpern gab, die mit Attacken militärischer Einheiten am Boden kombiniert wurden. Einem Bericht der "New York Times" vom Ende des vergangenen Jahres zufolge begannen geheime Sonderkommandos aus den USA bereits vor einem Jahr damit, lokale Sicherheitskräfte im Anti-Terror-Kampf auszubilden.

Die jemenitischen Regierungstruppen führen im Norden des Landes mit Unterstützung von Saudi-Arabien Krieg gegen schiitische Rebellengruppen. Die Regierung in Sanaa versucht zugleich, eine Protestbewegung zu zerschlagen, die für eine Abspaltung des Südjemens eintritt.

Mit einem baldigen Angriff der USA auf al-Qaida-Terrorgruppen im Jemen rechnet auch der SPD-Außenpolitiker Rolf Mützenich. "Präsident Obama wird wahrscheinlich schon in den kommenden Tagen einen Militärschlag anordnen", sagte der außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Obama werde versuchen, damit der Kritik der oppositionellen Republikaner an seinem angeblich zu unentschlossenen Vorgehen gegen den Terror zu begegnen. Sicherheitspolitisch sei ein militärisches Vorgehen aber nicht effektiv. "Die im Jemen aktiven radikalislamischen Terrorgruppen kann man mit militärischen Mitteln kaum entscheidend schwächen", sagte Mützenich. Mit Geheimdienst- und Polizeiarbeit seien Anschläge auf Dauer erfolgreicher zu verhindern.

kgp/dpa/AFP/dpa-AFX
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