Terrorgruppe IS Joschka Fischer fordert Waffenlieferungen für den Irak

Der ehemalige Bundesaußenminister Joschka Fischer: IS kann man "weder mit Gebetskreisen noch mit Spruchbändern stoppen"
Foto: Sean Gallup/ Getty ImagesBerlin - Waffen statt friedlichem Protest: Der ehemalige Bundesaußenminister Joschka Fischer hat sich angesichts der Gräueltaten der Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS) im Irak klar für deutsche Waffenlieferungen an die Kurden ausgesprochen. Eine Terrororganisation, die Menschen grausam ermorde und Frauen unterdrücke, könne "man weder mit Gebetskreisen noch mit Spruchbändern stoppen", sagte der Grünen-Politiker der "Bild am Sonntag". "Wir sollten den Kurden vielmehr Waffen liefern, denn wir sind zur Hilfe verpflichtet", zitiert die Zeitung den Ex-Minister. Ein islamistischer IS-Staat würde auch die Sicherheit in Deutschland gefährden.
Europa müsse nach den Worten des früheren Bundesaußenministers in der Irak-Frage "dringend" gemeinsam handeln und auftreten: "Deutschland sollte sich bei den Hilfen mit Waffen und militärischen Ausrüstungen den mutigen französischen, britischen und tschechischen Initiativen anschließen", sagte Fischer. Deutschland könne nicht zusehen, wie die Kurdenhauptstadt Arbil überrannt werde. Die nordirakischen Kurdengebiete würden in Zukunft eine wichtige Rolle in der Region spielen.
Bedenken in der deutschen Politik gegen Waffenlieferungen hält Fischer für unangemessen. Sicher sei die Frage berechtigt, wo gelieferte Waffen einmal landen könnten: "Aber solche Fragen sind in einem Augenblick zweitrangig, in dem vor aller Augen ein Völkermord droht." Das sei der politische Ausnahmezustand, "der manche Regeln außer Kraft setzt".
Die Terrorgruppe "Islamische Staat" kämpft im Irak gegen die Kurden. Die Dschihadisten beherrschen inzwischen weite Gebiete im Norden und Westen des Irak. Unterstützt werden die Extremisten von Sunniten, die sich von der schiitisch dominierten Regierung diskriminiert fühlten. Der IS-Vormarsch löste eine Massenflucht aus. Allein seit Anfang vergangener Woche verließen mehr als 200.000 Iraker ihre Heimatorte. Mehrere Zehntausend Flüchtlinge waren über Tage im Sindschar-Gebirge im Nordirak eingeschlossen.