Terrornetzwerk Taliban laden Osama Bin Laden ins Swat-Tal ein

Mit gezielten Provokationen feiern die Taliban die Übernahme des Swat-Tals in Pakistan: Ein Sprecher erklärte jetzt öffentlich, dass Qaida-Führer Osama Bin Laden in der Region willkommen sei. Auch Anhänger des Terrornetzwerks würden "wie Brüder behandelt".

Mingora - Mit der Zulassung des islamischen Rechts im Swat-Tal wollte die pakistanische Regierung eigentlich das Blutvergießen beenden - das Ergebnis ist nun aber eine Stärkung der Taliban. Ihr regionaler Sprecher Muslim Khan spricht erstmals offen davon, dass Qaida-Führer Osama Bin Laden im Swat-Tal willkommen wäre.

"Osama kann hierherkommen", sagt Khan in einem Interview der Nachrichtenagentur AP. Die arabischen Angehörigen des Terrornetzwerks al-Qaida würden wie Brüder behandelt. "Wir werden ihnen helfen und sie beschützen", fügt er hinzu.

Bin Laden wird in der Grenzregion von Afghanistan und Pakistan vermutet. Zuletzt war eine Sprachbotschaft des Islamistenführers im Januar aufgetaucht. Die USA beschuldigen Bin Laden, Urheber der Anschläge vom 11. September 2001 zu sein.

In der pakistanischen Hauptstadt Islamabad werden die Äußerungen der Taliban aus dem Swat-Tal nicht gern gehört. Die Behörden würden nicht zulassen, dass Bin Laden Aufnahme finde, versichert Informationsminister Kamar Saman Kaira. Dies würde einen Militäreinsatz nach sich ziehen. "Wir führen diesen Krieg gegen al-Qaida und die Taliban."

Aber ob die Regierung die Mittel hat, irgendetwas im Swat-Tal zu unternehmen, ist keineswegs klar. Zwei Jahre lang kämpften die Streitkräfte gegen die Taliban in dieser Region. Dabei kamen mehr als 850 Menschen ums Leben. Schließlich stimmte die Regierung von Staatspräsident Asif Ali Zardari der von den Taliban verlangten Einführung der Scharia zu, auch wenn sie damit internationale Kritik auf sich zog.

"Wir haben den Krieg verloren", erklärt Afrasiab Khattak von der Awami-Partei, die in der Nordwestprovinz an der Regierung ist, zu der auch das Swat-Tal gehört. "Wir haben aus einer Position der Schwäche verhandelt." Die Polizei der Region sei zu schlecht bezahlt, nicht gut genug ausgebildet und zu sehr unterbesetzt, um es mit den Militanten aufnehmen zu können.

Auf Antrag der Nationalversammlung hat Präsident Zardari in der vergangenen Woche ein Gesetz unterzeichnet, das überall in der Region Malakand die Scharia einführt. Dazu gehört nicht nur das idyllische und einst bei Touristen beliebte Swat-Tal, sondern auch der Gürtel von Stammesgebieten an der Grenze zu Afghanistan, wo Bin Laden immer wieder vermutet wurde.

Die USA haben angekündigt, dass sie mit Pakistan zusammenarbeiten wollten, damit die Militanten an keinem Ort des Landes mehr sicher seien. Der pakistanische Ministerpräsident Yousuf Raza Gilani sagt in einem Fernsehinterview, der US-Sonderbeauftragte Richard Holbrooke müsse sich wegen der Einführung der Scharia keine Sorgen machen. "Das ist unser Land", erklärt Gilani. "Wir kennen die Realitäten am Boden besser als er."

amz/AP

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