Terrorwarnung
Qaida-Chef soll Anschlag angeordnet haben
Die USA haben aus Sorge vor Terrorangriffen mehrere Botschaften geschlossen. Dahinter steckt laut Zeitungsberichten ein abgehörtes Telefonat zwischen dem Chef von al-Qaida und seinem Vertreter auf der Arabischen Halbinsel. Darin soll Aiman al-Sawahiri einen Anschlag angeordnet haben.
Qaida-Chef Aiman al-Sawahiri (undatiertes Archivbild): Berichte über Anschlagsorder per Telefon
Foto: DPA/ Intelcenter
New York/Washington - Nach der Schließung zahlreicher diplomatischer Vertretungen in der arabischen Welt äußert sich die US-Regierung weiterhin nicht zu den genauen Gründen - doch Berichte aus den USA liefern neue Anhaltspunkte. Nach Informationen der "New York Times" geht die Entscheidung auf abgefangene Nachrichten zwischen Qaida-Chef Aiman al-Sawahiri und dem Chef der al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel, Nassir al-Wuhaischi, zurück. Demnach soll al-Sawahiri den Chef des Qaida-Ablegers im Jemen angewiesen haben, einen Anschlag zu verüben - möglicherweise schon am vergangenen Sonntag.
Auch die "Los Angeles Times" und CBS News berichten über den Befehl Sawahiris. Es sei um "etwas Großes" gegangen, heißt es bei CBS.
Die Regierung in Washington gab sich zurückhaltender. Es bestehe die Gefahr von Terroranschlägen, die Schließungen seien eine "Vorsichtsmaßnahme, um unsere Mitarbeiter und Besucher zu schützen", sagte die stellvertretende Sprecherin des US-Außenministeriums, Marie Harf, am Montagabend, ohne weitere Details zu nennen. Sie fügte lediglich hinzu, die Geheimdienstinformationen würden weiter analysiert und ausgewertet.
Das Auffangen elektronischer Kommunikation ist eine der Hauptaufgaben des US-Geheimdienstes NSA, dessen massive Spähprogramme US-Whistleblower Edward Snowden enthüllt hatte. Der "New York Times" zufolge deuteten Analysten und Kongressmitarbeiter an, eine Terrorbedrohung zum jetzigen Zeitpunkt sei ein guter Weg, von der Kritik an den NSA-Programmen abzulenken.
Die USA haben seit dem Wochenende zahlreiche Botschaften im Nahen Osten sowie in Afrika vorübergehend geschlossen. Auch die deutsche Vertretung im Jemen wurde geschlossen, ebenso wie die britische und französische Botschaft.
Konkretes Ziel weiter unbekannt
Al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel war im Jahr 2009 aus dem Zusammenschluss des jemenitischen und des saudi-arabischen Ablegers des Terrornetzes hervorgegangen. Die Gruppe unter Führung von Wuhaischi wird für zahlreiche Anschläge verantwortlich gemacht. Außenministeriums-Sprecherin Harf sagte zu dem Bericht der "New York Times" lediglich, die Gruppe sei der "aktivste Ableger von al-Qaida".
Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet hingegen, die Schließung der Botschaften gehe US-Kreisen zufolge nicht nur auf Nachrichten zwischen führenden Mitgliedern von al-Qaida zurück. Es gebe ein breites Spektrum an Berichten, sagte ein US-Vertreter. "In der Gefahreneinschätzung gibt es keinen eindeutigen Beweis."
Aus US-Kreisen verlautete zudem, man habe noch immer keine Informationen über ein konkretes Ziel oder den Ort eines mutmaßlichen Anschlags. Die Gefahr für westliche Ziele sei aber nicht geringer geworden.
Wann die deutsche Botschaft im Jemen wieder geöffnet wird, ist unklar. Das Auswärtige Amt sprach am Montag von einer sensiblen Sicherheitslage in der Region und ordnete eine Überprüfung aller Reise- und Sicherheitshinweise an.