Jury-Entscheid im Fall Michael Brown Demonstranten blockieren Verkehr in 170 US-Städten

Jury-Entscheid im Fall Michael Brown: Demonstranten blockieren Verkehr in 170 US-Städten
Foto: MIKE SEGAR/ REUTERSFerguson - In den USA gehen immer mehr Menschen auf die Straßen, um gegen die Entscheidung der Geschworenenjury im Fall Michael Brown zu protestieren. Mehr als hundert Protestmärsche in mehr als 30 US-Bundesstaaten zählte der US-Fernsehsender CNN am Dienstag. In 170 amerikanischen Städten sei der Verkehr blockiert oder ganz lahmgelegt worden.
Auslöser der Proteste war die Entscheidung einer Geschworenenjury, den weißen Polizisten Darren Wilson nicht anzuklagen. Dieser hatte im August in der Kleinstadt Ferguson den unbewaffneten schwarzen Jugendlichen Michael Brown erschossen. In Ferguson kam es nach der Entscheidung in der Nacht zu Dienstag zu Krawallen, 61 Menschen wurden festgenommen.
"Das ist ein amerikanisches Problem"
US-Präsident Barack Obama sagte am Dienstag in Chicago, er habe Verständnis für das Gefühl vieler Menschen, dass Gesetze "nicht immer einheitlich oder gerecht" angewandt würden: "Dieses Problem ist nicht ein Ferguson-Problem, das ist ein amerikanisches Problem."
Diese Auffassung teilen anscheinend Tausende Menschen im ganzen Land. Ob in New York, Los Angeles, Boston, Chicago oder Atlanta - Demonstranten blockierten Brücken oder Autobahnen, marschierten vor Rathäusern oder Polizeistationen.

Proteste aus Ferguson weiten sich aus: Ein Land im Aufruhr
In New York legten Demonstranten kurzzeitig die Brooklyn Bridge lahm und blockierten eine Zufahrt zum Lincoln-Tunnel. Hunderte protestierten mehrere Stunden lang auf dem Times Square: "Schickt den rassistischen Polizisten ins Gefängnis!"
In St. Louis war der Verkehr für mehrere Stunden unterbrochen. Demonstranten blockierten dort eine Autobahn und eine Brücke über dem Mississippi. In Los Angeles marschierten rund 200 Demonstranten auf einem Highway und Hunderte in der Innenstadt. "Sie haben uns keine Gerechtigkeit gegeben! Wir werden ihnen keine Ruhe geben!", riefen Demonstranten in Atlanta. In der US-Hauptstadt Washington legten sich Hunderte vor dem Polizeihauptquartier auf die Straße.
In Minneapolis kam es zu einem kurzen Schockmoment, als eine Demonstrantin von einem Auto angefahren wurde. Die Zeitung "Star Tribune" berichtet, der Autofahrer habe gehupt und sei dann in die Gruppe der Demonstranten gefahren. Die Frau habe aber nur leichte Verletzungen davongetragen.
In Ferguson blieb es am Dienstagabend zunächst ruhig. Der Gouverneur von Missouri, Jay Nixon, hatte aus Angst vor Randalen und Plünderungen 1400 Mitglieder der Nationalgarde in die Kleinstadt beordert - zusätzlich zu den 700 Gardisten, die ohnehin schon in der Stadt sind. Trotzdem gelang es Randalierern, einen Polizeiwagen in Brand zu stecken.
Am Dienstagabend (Ortszeit) hatte sich der Todesschütze Darren Wilson erstmals zu Wort gemeldet. In einem Fernsehinterview sagte er, er bedauere den Tod des schwarzen Teenagers, würde heute aber nicht anders handeln. Er habe um sein Leben gefürchtet und nur seinen Job getan. Er habe ein reines Gewissen. (Die Protokolle seiner Befragung vor der Grand Jury finden Sie hier)
Zu seiner beruflichen Zukunft sei noch keine Entscheidung gefällt worden, sagte der Bürgermeister von Ferguson, James Knowles. Wilson ist seit August beurlaubt, bekommt aber weiterhin sein Gehalt.