Todesurteile In Iran steigt die Zahl der Hinrichtungen

Mindestens 120 Todesurteile wurden in den ersten zweieinhalb Monaten dieses Jahres in Iran vollstreckt. Das berichtet die Internationale Liga für Menschenrechte und kritisierte, durch die öffentliche Hinrichtungen solle ein "Terrorklima" entstehen.

Paris/Prag - Die Zahl der Hinrichtungen in Iran nimmt nach Angaben der Internationalen Liga für Menschenrechte (ILMR) weiter zu. Allein in den ersten zweieinhalb Monaten dieses Jahres wurden mindestens 120 Todesurteile vollstreckt, wie die Organisation am Donnerstag in Paris mitteilte. Im gesamten vergangenen Jahr seien nach Angaben von Amnesty International 346 Hinrichtungen registriert worden. 2007 sollen es 335 gewesen sein, im Jahr 2006 lag die Zahl der vollstreckten Todesurteile bei 177.

"Es gibt keine offiziellen Zahlen zu den Hinrichtungen", sagte ILMR-Vizepräsident Karim Lahidschi. "Die Angaben im Bericht beziehen sich hauptsächlich auf Auswertungen der lokalen Zeitungen." Damit steht Iran nach China an zweiter Stelle auf der Liste der Länder mit den meisten Hinrichtungen. Auf die Einwohnerzahl umgerechnet werden sogar in keinem anderen Land mehr Hinrichtungen ausgeführt. "Die Ziffern beziehen sich nur auf bestätigte Exekutionen", sagte Robert Badinter, ehemaliger Präsident des Verfassungsrats. Dahinter müsse man eine viel höhere Dunkelziffer vermuten.

Der ILMR kommentierte, die iranische Regierung wolle die Bevölkerung mit einem "Terrorklima" einschüchtern. "Die Hinrichtungen finden öffentlich statt und werden sogar im Fernsehen übertragen", sagte Lahidschi. Zwar hatte der damalige Justizminister Dschamal Karimi Rad im November 2006 nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen erklärt, dass in Iran keine Steinigungen durchgeführt würden. Laut der nun veröffentlichten Studie gab es jedoch auch noch in diesem Jahr mehrere Steinigungen.

Die EU rief Iran auf, keine Steinigungen mehr zuzulassen. "Die EU fordert die Behörden der Islamischen Republik Iran dringend auf, die Praxis der Hinrichtung durch Steinigung effektiv und dauerhaft zu beenden", hieß es in einer in Prag veröffentlichten Erklärung der tschechischen EU-Ratspräsidentschaft. Darin wurde auf mehrere internationale Abkommen verwiesen, die Iran ratifiziert habe und die auch Standards definieren für Länder, in denen es die Todesstrafe noch gibt.

ore/dpa

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