- • Enthüllung brisanter Kriegsdokumente: Die Afghanistan-Protokolle
- • Task Force 373: Die dreckigste Seite des Krieges
Bundeswehrsoldat in Afghanistan: Namen auf der Jagdliste
Foto: ddpHamburg - Welche Rolle spielt die bei den gezielten Tötungen von Taliban-Kämpfern durch US-Spezialeinheiten in Afghanistan? Zumindest eine größere als bisher bekannt: Nach SPIEGEL-Informationen ist mindestens ein Taliban-Kommandeur, den Deutschland auf die Fahndungslisten der Nato hatte setzen lassen, von in Nordafghanistan getötet worden.
Die geheimen Afghanistan-Protokolle, die auf der Internetplattform veröffentlicht wurden, hatten vor einer Woche die Arbeitsweise dieser US-Einheiten offengelegt. SPIEGEL, "New York Times" und "Guardian" hatten diese vorab erhalten, analysiert und ausführlich darüber berichtet.
Die Bundeswehr hatte den -Kommandeur Qari Bashir, der im Raum Kunduz rund 50 Kämpfer unter seinem Befehl hatte, im Jahr 2009 mit dem Vermerk auf eine Jagdliste der Nato setzen lassen, er solle festgesetzt werden. Im November 2009 wurde er bei einer mehrtägigen Operation nordwestlich von Kunduz von US-Spezialeinheiten getötet.
Seit 2007 haben die Deutschen nach SPIEGEL-Informationen mindestens 13 Personen auf die Liste setzen lassen. Zwei wurden wegen fehlender neuer Hinweise wieder gestrichen, zwei weitere wurden festgenommen. Weitere 31 Nato-Ziele für Nordafghanistan wurden von anderen verbündeten Nationen beigesteuert.
Die Deutschen hatten sich an der Mission der US-Kräfte gegen Bashir nicht beteiligt, da der zuständige Bundeswehrgeneral bei der Vorstellung der Pläne durch einen US-Major vor der Operation den Eindruck bekommen hatte, es sollten gezielt hochrangige Taliban ausgeschaltet werden. Insgesamt stehen aktuell noch sieben von Deutschland benannte Taliban auf der Nato-Liste, darunter der berüchtigte Taliban-Stratege Maulawi Shamsuddin aus Kunduz und Abdul Rahman, der am 3. September 2009 die beiden später bombardierten Tanklaster hatte entführen lassen.
Der SPD-Verteidigungsexperte Hans-Peter Bartels kritisierte vor dem Hintergrund der neuen Erkenntnisse über gezielte Tötungen die Informationspolitik der Bundesregierung. "Es genügt nicht, nur die Obleute des Verteidigungsausschusses zu informieren, wenn die ihr geheimes Wissen dann nur begrenzt weitergeben dürfen", sagte er dem SPIEGEL. "Stattdessen sollte nach Abschluss von Operationen das gesamte Parlament in Kenntnis gesetzt werden."
Bartels hält "Capture or Kill"-Operationen für "prinzipiell problematisch, nicht zielführend und kontraproduktiv". "Wenn wir von Taliban-Kommandeuren reden, geht es doch oft um Anführer im Rang eines Feldwebels, die vielleicht 10 bis 15 Mann unter sich haben. Das sind keine zentralen Feldherren, die da erwischt werden", sagte der SPD-Politiker. Stattdessen habe der "Hass" auf Seiten der Afghanen noch zugenommen, "weil auch Leute getötet wurden, die man nicht hätte töten dürfen".
Das Verteidigungsministerium äußerte sich im Detail nicht zu den Recherchen. Ein Sprecher verwies am Wochenende allerdings auf die Äußerungen der Bundesregierung vom vergangenen Mittwoch. Da hatte ein Sprecher von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) eingeräumt, dass deutsche Soldaten an der Erstellung von Nato-Fahndungslisten beteiligt sind, die in Isaf- oder US-Einsätze - möglicherweise auch mit gezielten Tötungsabsichten - münden können. Deutschland selbst schreibe die Personen nur zur Gefangennahme aus. Auch in dem vom SPIEGEL zitierten Fall des Taliban-Kommandeurs Bashir hatte Deutschland den Mann zur Festnahme ausgeschrieben - US-Spezialkräfte aber töteten ihn in einer Großoperationen gegen führende Taliban-Kommandeure in der Nähe von Kunduz.
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Unter Beschuss
Nur knapp entgeht dieser US-Soldat einem Treffer der Taliban bei einem Gefecht in der Provinz Helmand. Der Mann wurde nicht verletzt. Seit Beginn des Afghanistan-Krieges vor neun Jahren sind dem Internetdienst icasualties.org zufolge mehr als 1200 US-Soldaten getötet worden.
There ain't no smoke without fire
Auf Posten bei einer US-Division in der Kandahar-Region: Immer wieder gibt es in dieser Region blutige Kämpfe zwischen westlichen Truppen und Taliban.
Schattenkrieger
Ein US-Soldat bereitet seine Waffe während eines Einsatzes im Osten Afghanistans vor. Gerade in der Dunkelheit versuchen die Truppen, die Verstecke der Extremisten aufzuspüren.
Nachtwache
Nacht für Nacht rücken Kommandoeinheiten aus. Die Soldaten in der Provinz Khost sind mit Nachtsichtgeräten ausgestattet.
Auf Patrouille
Inmitten von Schafen durchqueren britische Soldaten Ende Juni 2010 ein Dorf in der Provinz Helmand. Allein im Juni starben in Afghanistan 100 ausländische Soldaten beim Kampf gegen die Taliban - es war die Höchstmarke in den neun Jahren des Krieges.
Devil Dogs
Sergeant Paul Williams aus Ohio präsentiert seinen tätowierten Rücken. Neben zwei Bulldoggen sind dort auch Zeilen aus dem Dire-Straits-Song "Brothers in Arms" verewigt: "Through these fields of destruction / baptisms of fire / I've witnessed all your suffering / as the battle raged higher."
Abschied vom Kameraden
Traurige Realität bei den US-Soldaten in der Region Kandahar: Zwei Männer trauern um ihren Kameraden Brandon King, der am 14. Juli getötet wurde.
In Flammen
In der umkämpften Region Kandahar greifen Extremisten immer wieder an: Mit einer Sprengfalle zerstörten Taliban am 23. Juli ein gepanzertes Fahrzeug der 101. Airborne Division.
Mit Waffen protzen
In der Provinz Ghazni zeigen Taliban-Krieger ihre Waffen. Wenig spricht dafür, dass Afghanistan bis 2014 tatsächlich in der Lage sein wird, die Sicherheit durch eigene Soldaten und Polizisten zu garantieren - so hatten es Vertreter von über 70 Staaten und Organisationen kürzlich bei der Afhanistan-Konferenz in Kabul zuversichtlich verkündet.
Gefangen
US-Soldaten durchsuchen bei Kandahar einen Afghanen, der für eine private Sicherheitsfirma arbeitet. Im Lkw haben die Amerikaner illegale Waffen gefunden.
Rauhes Land
Ein US-Soldat sitzt am Maschinengewehr und überfliegt die umkämpfte Provinz Helmand.
Schutz suchen
Auch das ist Afghanistan: Ein Sandsturm fegt über einen US-Soldaten in der Provinz Helmand. Der Mann sucht Schutz auf einer Liege hinter seinem Fahrzeug.
Strammstehen und Salutieren
Ein afghanischer Soldat salutiert, aus der Hose tropft es, der Mann hatte sich gerade in einem Kanal in der Nähe eines Militärpostens in der Provinz Kandahar erfrischt.
Reste der Vergangenheit
Das unwirtliche Bergland am Hindukusch war jahrhundertelang Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen und ein Durchgangsland mit wechselnden Herrschern. Auch dieses Grab von Sultan Mohammed Telai in Kabul wurde während des Bürgerkriegs in den neunziger Jahren beschädigt.
Seltene Momente
US-Soldat James Copler hat den Humor noch nicht ganz verloren - im Juli 2010 amüsiert er sich auf seiner Pritsche im Lager in der Kandahar-Provinz.
Gib mir fünf!
US-Soldat James Walker begrüßt einen Jungen während einer Patrouille in Tabinolye, nördlich von Kandahar.
Klimmzug
Improvisiertes Fitnesstraining in einem Lager in Mardscha, Helmand-Provinz. Auf dem Poster im Hintergrund ist der ehemalige Schauspieler und heutige Gouverneur von Kalifornien, Arnold Schwarzenegger, zu sehen.
Workout
In einem mit Postern verzierten, provisorischen Fitness-Studio im Stützpunkt Zerak trainieren Mitglieder der US-Armee.
Ein Stück Heimat
Ein Bundeswehrsoldat kümmert sich im Feldlager im nordafghanischen Kunduz um den Rasen. Dort haben sich einige Soldaten ein Stück Heimat aufgebaut: Mühsam säten sie auf dem staubigen Boden Gras, ließen sich selbst den Rasenmäher und Dünger aus Deutschland schicken. Nach anstrengenden und gefährlichen Einsätzen finden Soldaten der Schutzkompanie dort einen Platz zum Entspannen.
Scharfschütze im Drogenparadies
Einsatz im Mohnfeld. US-Seargeant Sean Henry beobachtet weit entfernte Zivilisten durch sein Zielfernrohr.
Vereint im Schmerz
Die beiden US-Sergeants wurden im Juni bei Gefechten in Kandahar verwundet. Beim Abtransport im Helikopter packen sich die beiden Verletzten an den Händen.
Selbstmordattentat
Immer wieder sterben auch Zivilisten, durch Anschläge, Sprengfallen - oder auch bei Militäraktionen der Nato. Nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten kamen zwischen Januar und Juni dieses Jahres 1074 Zivilisten im Afghanistan-Konflikt ums Leben.
Warten in der Wüste
Ein afghanischer Junge wartet in der Provinz Helmand auf eine Behandlung durch Militärärzte. Britische und US-Soldaten hatten Dorfbewohnern medizinische Unterstützung durch Untersuchung und erste Hilfe angeboten.
Wagenkolonne
Aufnahme aus einem Helikopter der US-Armee: Fahrzeuge und Truppen am 15. Februar 2010 im südafghanischen Mardscha. Rund 15.000 afghanische und ausländische Soldaten wurden mobilisiert, um die Taliban aus den Opiumanbaugebieten rund um Mardscha zu vertreiben.
Pantoffelheld
US-Soldat Zachery Boyd (l.) wurde im Mai 2009 im Schlaf von einem Taliban-Angriff überrascht. Die Boxershorts des aus Texas stammenden Mannes trägt den Schriftzug "I Love NY".
Bedrohliche Kulisse
US-Soldaten feuern im März 2010 auf einen Beobachtungspunkt der Taliban.
Sternenhimmel
Ein US-Soldat legt eine kurze Pause während eines Nacht-Einsatzes in der Kunar-Provinz ein.
Afghanischer Gefangener
Vom Licht einer Taschenlampe illuminiert hockt ein Afghane auf dem Boden seiner Zelle - die Augen mit einer blickdichten Brille verdunkelt.
Smoking Guns
Nach einem Gefecht mit Taliban in der Provinz Helmand bereitet sich US-Soldat Brian Quinnones auf eine Rauchpause vor.
Ruhestand
Stanley McChrystal hat seit 1976 in der US-Armee gedient, er kommandierte die Streitkräfte in Afghanistan. Nach kritischen Kommentaren über US-Präsident Barack Obama und seine Regierung musste sich der General im Juli zurückziehen. Annie lächelt ihrem Mann zu, als dieser in Washington verabschiedet wird.
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