Israel Ultraorthodoxe Zeitung radiert Merkel aus Pariser Trauerfoto
Paris - Der Trauermarsch für die Opfer der Anschläge von Paris wird in Erinnerung bleiben. Wegen der überwältigenden Solidaritätsgesten, in erster Linie. Aber auch wegen der skurrilen Details, die rund um die Aufnahmen der marschierenden Staats- und Regierungschefs bekannt werden.
Ein Überblick:
- Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu: Hätte gar nicht da sein sollen - war er aber.
- Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy: Hätte nicht in der ersten Reihe stehen dürfen - stand da trotzdem.
- US-Präsident Barack Obama: Blieb ganz weg - und hat sich dafür bereits entschuldigt.
- Das Trauerzugfoto der Top-Politiker: Entstand in einer gesperrten, leeren Seitenstraße - wohl aus Sicherheitsgründen.
Nun gibt es die nächste Meldung, dieses Mal aus Israel. Auch dort erschien das Foto der geballten Polit-Prominenz auf zahlreichen Zeitungen - wenn auch nicht überall in derselben Form.
In dieser Aufstellung zeigten sich die Staats- und Regierungschefs in Paris:

So erschien dieselbe Aufnahme in der ultraorthodoxen Zeitung "Hamodia" (Der Verkünder), Auflage 25.000:

In dieser Version fehlen die Politikerinnen, allen voran die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel. Außerdem haben die Bildexperten der Zeitung die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo kurzerhand entfernt. Schließlich wurde die Aufnahme noch so beschnitten, dass Federica Mogherini, Außenbeauftragte der EU, nur mit einer Hand im Bild zu sehen ist. Allzu sorgfältig gingen die "Hamodia"-Leute ohnehin nicht vor. Beim direkten Vergleich sind zahlreiche Ungereimtheiten in der bearbeiteten Version zu erkennen.
Die extrem konservativen Ultraorthodoxen folgen einem strengen Religionskodex und verweigern sich in vielen Bereichen der modernen Gesellschaft. Besonders intensiv verfolgen Teile der ultraorthodoxen Gemeinschaft die Geschlechtertrennung, sei es in Bussen, Krankenhäusern oder sogar auf Friedhöfen. Und auch gegen Fotos von Frauen gehen sie vor. So werden in Jerusalem immer wieder Reklametafeln mit Fotos von Frauen zerstört.
Die Zensur auf Zeitungsseiten ist ein beliebtes Mittel in ultraorthodoxen Kreisen. So hatte eine (in den USA erschienene) Wochenzeitung das Foto aus dem Situation Room während der Mission der Navy Seals gegen Osama Bin Laden im Mai 2011 gebracht. Allerdings fehlte Hillary Clinton, damals US-Außenministerin. Für das Bild setzte es allerdings einen Rüffel des Weißen Hauses. Die Fotorechte untersagten damals ausdrücklich eine nachträgliche Veränderung.