Treffen mit Bush Putin will Nato in Raketenschild-Pläne einbeziehen
Kennebunkport - Der russische Präsident Wladimir Putin hat den USA einen neuen Vorschlag zur Beilegung des Raketen-Streits unterbreitet. Bei einem Treffen mit US-Präsident George W. Bush in Kennebunkport schlug Putin heute vor, die Nato in die Planungen für einen gemeinsamen Raketenschild für ganz Europa einzubeziehen. Als Gesprächsforum biete sich der Nato-Russland-Rat an, sagte Putin. Durch die Beteiligung der Allianz könne "die Zahl der europäischen Partnerländer ausgeweitet" und der Streit zwischen den USA und Russland beigelegt werden, sagte Putin zum Abschluss seines zweitägigen Besuchs in der Ferienresidenz der Familie Bush im Bundesstaat Maine.

Putin und Bush: "Sehr konstruktiver und mutiger Zug"
Foto: REUTERSPutin plädierte weiterhin dafür, auf die geplante Radarstation in Tschechien und die Raketenbasis in Polen zu verzichten. Stattdessen könne die Radarstation im aserbaidschanischen Gabala gemeinsam genutzt und modernisiert werden. Sollte dies nicht ausreichen, könnte in das Frühwarnsystem auch eine im Süden Russlands neu gebaute Radarstation einbezogen werden. Eine solche Kooperation würde die Zusammenarbeit zwischen Russland und den USA auf eine völlig neue Stufe stellen, sagte Putin. Jedes europäische Land könne entscheiden, ob es Teil dieses Sicherheitssystems werden wolle oder nicht.
Ein solcher Schild würde die von Russland abgelehnte Stationierung von Abfangraketen und Radarsystemen in Polen und Tschechien überflüssig machen.
Bush begrüßte Putins neuen Vorschlag im Grundsatz. Ihm gefalle "diese Idee", eine regionale Antwort auf die US-Pläne zu finden, sagte Bush. Er sprach von einem "sehr konstruktiven und mutigen Zug" Putins, vermied aber eine ausdrückliche Zustimmung. Zugleich betonte er aber, "dass Polen und die tschechische Republik integraler Bestandteil dieses Systems sein müssen".
Putin hat den Raketenschild wiederholt als Gefahr für Russland kritisiert und vor einem neuen Wettrüsten gewarnt. Die USA argumentieren, das Abwehrsystem richte sich nicht gegen Russland, sondern gegen sogenannte Schurkenstaaten wie Iran oder Nordkorea.
Die beiden Staatschefs sprachen bei ihrem Treffen auch über das iranische Atomprogramm. Er sei "besorgt" über die Urananreicherung in dem Land, sagte Bush - und Russland teile diese Sorge. Es gehe darum, im Uno-Sicherheitsrat ein "starke Botschaft" nach Teheran zu senden.
Sie wollten "weiterhin erfolgreich" sein, sagte Putin. Der Weltsicherheitsrat berät derzeit über weitere Sanktionen gegen Teheran, weil sich die Regierung weigert, die Urananreicherung einzustellen. Die USA, Russland und weitere ständige Ratsmitglieder haben Teheran aber einen Verzicht auf neue Strafmaßnahmen in Aussicht gestellt, wenn die Regierung die Urananreicherung sofort stoppe. Ob sich beide auf härtere Sanktionen gegen Iran geeinigt hatten, wollte Bush nicht sagen.
hen/AFP/dpa/Reuters/AP