Präsident Gbagbo: Umstrittener Wahlsieger
Foto: Legnan Koula/ dpaNairobi/Abidjan - Der ivorische Präsident Laurent Gbagbo hat sich am Samstag für eine weitere fünfjährige Amtszeit vereidigen lassen - trotz internationaler Proteste. Uno, EU, die einstige Kolonialmacht Frankreich, die USA und andere Staaten hatten zuvor mitgeteilt, dass sie den Oppositionspolitiker Alassane Ouattara als den rechtmäßig gewählten Präsidenten ansehen.
Das Verfassungsgericht hatte am Freitag Ouattara den Wahlsieg aberkannt und stattdessen Gbagbo zum Sieger der Präsidentwahl erklärt.
Die Wahlkommission hatte am Donnerstag erklärt, Ouattara habe mit 54 Prozent der Stimmen gewonnen. Nachdem das Verfassungsgericht, das von einem ehemaligen Innenminister Gbagbos geleitet wird, die Ergebnisse in sieben Regionen des Nordens annulliert hatte, kam Gbagbo angeblich auf knapp 51 Prozent der Stimmen.
Gbagbos erneute Vereidigung war sogar in der Regierung umstritten, berichtete der britische Rundfunksender BBC am Samstag. Regierungschef Guillaume Soro reichte seinen Rücktritt ein und erklärte seine Unterstützung für Ouattara.
Der Wirtschaftsexperte Ouattara, der vor allem in den ehemaligen Rebellengebieten im Norden Anhänger hat, will nicht ohne weiteres aufgeben. Er wollte sich in einem von Uno-Friedenshütern bewachten Hotel in der Hafenstadt Abidjan ebenfalls als Präsident vereidigen lassen.
Die Präsidentenwahl sollte die Elfenbeinküste nach dem 2003 beendeten Bürgerkrieg eigentlich einen und wieder zurück zur Normalität führen. Tatsächlich scheint das Gegenteil der Fall zu sein.
Bereits vor Bekanntgabe der Wahlergebnisse waren mindestens vier Menschen bei einem Überfall auf ein Büro Ouattaras von paramilitärischen Kräften getötet und mehr als ein Dutzend verletzt worden. Die Armee ließ bereits in der Nacht zum Freitag alle Grenzen des Landes sperren und die Übertragungen ausländischer Fernsehsender unterbrechen.
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Ein Sonntagnachmittag in der ivorischen Hauptstadt Abidjan. Kinder spielen um ein Protestfeuer herum. Viele solcher Feuer sind nach der Stichwahl um das Präsidentenamt am 28. November entfacht worden - aus Wut über die Mächtigen.
Denn die Elfenbeinküste hat nun zwei Präsidenten: Amtsinhaber Laurent Gbagbo (im Bild) und Oppositionsführer und Wahlsieger Alassane Ouattara. Beide Politiker ließen sich am 4. Dezember als Staatschef vereidigen. Damit hat das westafrikanische Land faktisch zwei parallele Regierungen.
Alassane Ouattara - hier beim Singen der Nationalhymne - wird von der internationalen Gemeinschaft als rechtmäßiger Sieger der Präsidentenwahl angesehen. Die unabhängige Wahlkommission hatte ihm mit 54 Prozent der Stimmen den Sieg zugesprochen.
Ouattaras Anhänger feierten den Sieg in den Straßen der Elfenbeinküste. Doch dann kam der Schock: Das von einem Parteifreund Gbagbos geleitete Verfassungsgericht sprach den Sieg dem amtierenden Präsidenten zu.
Es kam daraufhin zu Protesten, wütende Jugendliche zündeten Autoreifen auf den Straßen an - hier in der nördlichen Stadt Bouake - und zerstörten Telefonzellen. Landesweit gilt in der Elfenbeinküste ab dem Abend ein Ausgehverbot, ausländische Rundfunksender können nicht mehr empfangen werden. Mindestens 17 Menschen sollen bei Unruhen ums Leben gekommen sein.
Eine Frau bringt sich in der Hauptstadt Abidjan in Sicherheit. Die Gefahr, dass es zwischen Anhängern beider Seiten zu Gewalt komme, sei groß, warnen Menschenrechtsorganisationen. Die lang erwartete Präsidentenwahl war die erste seit der Teilung der Elfenbeinküste 2002 und sollte eigentlich die Stabilität in dem ehemals wohlhabenden Staat wiederherstellen.
Der ehemalige südafrikanische Präsident Thabo Mbeki reiste nach Elfenbeinküste, um im Auftrag der Afrikanischen Union einen Vermittlungsversuch zu starten. Mbeki hatte bereits im 2003 beendeten Bürgerkrieg vermittelt.