US-Republikaner Trump und Cruz Zwei Männer gegen die Mullahs

Republikaner Trump, Cruz: "Amerikaner werden sterben, Israelis werden sterben"
Foto: JONATHAN ERNST/ REUTERSDonald Trump braucht keine zwei Minuten, um sein Urteil zu fällen. "Ich mache Deals, das ist das, was ich mein ganzes Leben lang mache. Aber ich habe noch nie einen so inkompetent verhandelten Deal gesehen wie diesen", ruft er. "Wir werden von sehr, sehr dummen Leuten geführt." Schreie, Jubel. Wegen solcher Sätze sind seine Leute gekommen.
Washington, Kapitol, ein Uhr mittags: Die populistische Tea Party hat zur Demo gegen das Nuklearabkommen mit dem Iran geladen und dafür zwei ihrer Helden eingeladen: Donald Trump, Umfragekönig aus New York und Ted Cruz, Senator aus Texas. Einige Hundert Menschen haben sich auf dem westlichen Rasen vor dem US-Kongress versammelt. Viele Weiße, viele Ältere, etliche Veteranen. Sie tragen Schilder mit der Aufschrift "Zahlt den Iran nicht auch noch dafür, dass er uns tötet" und "Obama erfüllt Hitlers Traum".
Es ist kein normaler Termin im politischen Betrieb in Washington. Mit Trump und Cruz verbrüdern sich die zwei schrillsten Präsidentschaftsbewerber der Republikaner. Sie kennen sich kaum, wollen aber nun gemeinsam voranschreiten im Kampf gegen das Böse in der Welt: Die Iraner, die Linken und, natürlich, Barack Obama. Der Präsident ist in ihren Augen so ziemlich an allem Schuld, was derzeit schief läuft. Amerika, so sehen sie es, geht gerade den Bach runter. Und sie treten an, um das Land wieder stromaufwärts zu schicken.
Ganz besonders unglaublich ist aus Sicht von Trump und Cruz dieser Vertrag, den Obama mit den Iranern ausgehandelt hat. Im Kern besagt er, dass Teheran sich 15 Jahre lang Nuklear-Kontrollen unterwerfen muss und im Gegenzug die Sanktionen gelockert werden. Die Weltgemeinschaft feiert das Vertragswerk als historisches Projekt, doch Trump und Cruz sehen es so: Obama, ja alle westlichen Verhandler haben sich von den Mullahs gewaltig über den Tisch ziehen lassen. Die Kontrollregeln seien löchrig, die Sanktionslockerungen fahrlässig.
"Wenn ich Präsident bin, werden wir oft gewinnen"
"Dieses Abkommen wird die iranische Bombe beschleunigen", schimpft Cruz. "Amerikaner werden sterben, Israelis werden sterben. Wer auch immer zum nächsten Präsidenten gewählt wird, hat den Vertrag sofort zu zerreißen." Applaus, Applaus.
Wirklich in die Tiefe gehen die beiden vorsichtshalber nicht, es soll ja Stimmung aufkommen in der Mittagshitze. Cruz ist engagiert, Trump belässt es bei einer recht oberflächlichen Betrachtung des Nuklearabkommens. Er genießt einfach den Moment. Hinter ihm das Kapitol, vor ihm die Weite der Washington Mall: Da, wo Trump steht, findet normalerweise die Amtseinführung von Präsidenten statt. Es ist eine Kulisse ganz nach seinem Geschmack. Der Atom-Vertrag ist für ihn vor allem ein Zeichen, dass Amerika nicht mehr gewinnt. "Wenn ich Präsident bin, werden wir so oft gewinnen, dass ihr Gewinnen vielleicht fast schon langweilig finden werdet", sagt er.
Dass Trump und Cruz sich ausgerechnet den Iran-Deal ausgesucht haben, um ihren Pakt zu beschließen, ist auch ein Stück weit absurd, ihre Kampagne gleicht einem Kampf gegen Windmühlen. Das Atom-Abkommen ist bei den Republikanern verhasst, aber der Kongress wird es nicht aufhalten können. Obama hat die Zustimmung von mindestens 42 demokratischen Senatoren. Theoretisch könnten seine Leute sogar mit einer "Filibuster" genannten Dauerrede jegliche Resolution der Republikaner verhindern.
Cruz und Trump schielen auf die Basis
Es ist ein wichtiger außenpolitischer Sieg für den Präsidenten. Und ein Desaster für all jene, die in den letzten Monaten so laut- und finanzstark gegen das Abkommen mobil gemacht hatten. Viele Republikaner sind von der schweren Niederlage frustriert. Doch Trump und Cruz wollen das Thema weiter fahren. Sie schielen auf die Basis, bei der das Iran-Abkommen auf breite Ablehnung stößt und versprechen, das Abkommen nach der Präsidentschaftswahl neu zu verhandeln.
Sie wissen, dass das nicht wirklich realistisch ist. Die maßgeblichen sicherheitspolitischen Experten halten Neuverhandlungen für quasi ausgeschlossen, schon weil Iran und die europäischen Verhandlungspartner sich weigern würden. Und eine einseitige Kündigung des Vertrags, da sind sich viele Beobachter sicher, hätte die verheerende Folge, dass das gesamte Sanktionsregime in sich zusammenbrechen würde, was nicht ansatzweise im Sinne der republikanischen Kritiker wäre.
Aber vielleicht geht ja doch noch was. Vielleicht passiert noch ein Wunder und es kommt gar nicht erst zur Abstimmung im Kongress, weil ein paar Demokraten im letzten Moment die Seite wechseln.
"Ich hoffe", ruft Cruz, "sie fallen heute Abend auf die Knie, beten und denken nochmal nach."