Die Präsidentenwahl in Tschechien drohte bereits zur Farce zu werden. Da gelang es dem Prager Parlament nach zwei erfolglosen Versuchen im dritten Anlauf endlich einen neuen Präsidenten zu wählen: den früheren Regierungschef Vaclav Klaus.
Prag - Fünf Jahre nach seiner größten politischen Niederlage steht der tschechische Konservative Vaclav Klaus damit im Zenit seiner Macht. Der 61-Jährige konnte sich gegen Regierungskandidat Jan Sokol durchsetzen und wurde zum Nachfolger von Vaclav Havel gewählt. Klaus konnte im dritten Wahlgang der Abstimmung die geforderte Mehrheit auf sich vereinigen. Klaus, Kandidat der oppositionellen Demokratischen Bürgerpartei (ODS), war von 1992 bis 1997 Ministerpräsident.
Sein Gegenkandidat, Ex-Dissident Sokol, war einer der ersten Unterzeichner des Bürgerrechtsmanifestes Charta 77 und nach der Wende von 1989 zum Vizepräsidenten des tschechoslowakischen Parlaments aufgestiegen. 1997 leitete der gelernte Programmierer für einige Monate das Bildungsministerium.
Die Wahl von Klaus ist ein Rückschlag für die von den Sozialdemokraten geführte Regierungskoalition. Doch der Triumph des Wirtschaftsexperten war nicht aus eigenen Kräften möglich. Die heillos zerstrittene Regierung legte ihm den Sieg geradezu in den Schoß. Während Klaus in allen drei Wahlrunden seit Mitte Januar kandidierte, verschliss die sozialliberale Koalition fünf Bewerber und steht nun mit leeren Händen da.
Am Freitagabend war unklar, ob das seit Herbst amtierende Kabinett von Ministerpräsident Vladimir Spidla die Belastung dieser Niederlage aushalten wird. Unmittelbar nach der Wahl machten Rücktrittsabsichten von Spidla
die Runde, auch ein Zerbrechen der Drei-Parteien-Koalition galt als möglich. Nutznießer der schweren Krise könnten die Kommunisten sein.
Der bisherige Präsident Vaclav Havel war bereits am 2. Februar nach 13 Jahren aus dem Amt geschieden.
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