Tschetschenen in Deutschland Auf der Flucht

Sie wollen nur noch weg: Tausende Tschetschenen kehren dem Regime von Präsident Kadyrow den Rücken. Sechs Flüchtlinge berichten von Willkür und Folter in ihrem Land. Ihre Hoffnung? Deutschland.

Grosny/Hamburg/Berlin - Tausende Tschetschenen machen sich derzeit auf den Weg nach Deutschland. In den ersten zehn Monaten haben 14.000 Menschen aus der russischen Teilrepublik hier Asyl beantragt. Das sind fast siebenmal mehr als noch im gesamten Jahr 2012, wie die neuen Zahlen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge  zeigen.

Das Kaukasus-Land führt in diesem Jahr die deutschen Asylstatistiken an. Vielen Tschetschenen erscheint die Lage ein Jahrzehnt nach Ende des zweiten Kriegs mit den Russen ausweglos.  

Präsident Ramsan Kadyrow hat die Rebellen, die Tschetschenien von Russland abspalten wollen, mittlerweile niedergerungen. Kadyrow und sein Machtapparat regieren brutal und skrupellos, sagt Menschenrechtlerin Swetlana Gannuschkina. Dafür überweist der Kreml jedes Jahr großzügig mehr als 1,6 Milliarden Euro nach Grosny. Es herrsche mittlerweile Friedhofsruhe in dem kleinen Land mit einer Million Einwohnern.

Darüber könnten auch die glänzenden Fassanden der neuen Wolkenkratzer und Moscheen im Land nicht hinwegtäuschen, sagt Said-Hassan Abumuslimow. Nach Russlands erstem Tschetschenien-Krieg war er Vizepremier der Kaukasus-Republik, mittlerweile lebt er in Berlin. Abumuslimow spricht von Willkür und Angst, die das Regime verbreite. "Die Menschen haben keine Hoffnung mehr."

Wie es ihnen ergeht, erzählen sechs Tschetschenen. Sie schildern, warum sie ihre Heimat in Richtung Deutschland verlassen. Nicht alle wollten sich fotografieren lassen oder ihren richtigen Namen nennen - aus Angst vor Verfolgung. Sie bangen nicht nur um sich, sondern auch um ihre Verwandten.

Die Reiserouten der Tschetschenen

Die Reiserouten der Tschetschenen

Foto: SPIEGEL ONLINE
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