Türkei Bombe tötet Touristen auf dem Weg zum Strand

Erneut hat eine Bombe in einem türkischen Ferienort mehrere Urlauber in den Tod gerissen. Der Sprengsatz detonierte in einem Kleinbus, vermutlich hatte ihn eine Selbstmordattentäterin auf ihrem Schoß gezündet. Unter den fünf Toten sind eine britische und eine irische Touristin, drei Briten wurden schwer verletzt.

Ankara - Die Explosion ereignete sich in Kusadasi an der türkischen Ägäis-Küste. Insgesamt sollen 14 Menschen verletzt sein worden. Unter den fünf Schwerverletzten sei auch ein 16-jähriger Jugendlicher, berichtete die Nachrichtenagentur Anadolu. Wie türkische Polizeikreise erklärten, sprengte sich eine Attentäterin in dem Bus in die Luft, der zu einem Strand fuhr.

Eine Britin, die zunächst in ein Krankenhaus gebracht worden war, sei an ihren schweren Verletzungen gestorben, teilte das britische Außenministerium mit. Unter den Todesopfern ist den Angaben zufolge auch eine junge Irin und mindestens zwei Türken. Fünf Briten würden zurzeit noch im Krankenhaus behandelt, drei davon seien schwer verletzt.

NTV berichtete, die Wucht der Explosion habe das Dach des weißen Kleinbusses weggerissen. Die Szene bot ein Bild des Grauens; im Umkreis des Fahrzeugs lagen Leichenteile verstreut. Passanten leisteten den Verletzten Erste Hilfe. Zunächst bekannte sich niemand zu dem Anschlag.

Die mutmaßliche Attentäterin wurde von dem Sprengsatz völlig auseinander gerissen, sagte der Polizeigewährsmann. Die Nachrichtenagentur Anadolu zitierte Berichte, nach denen die Frau den Sprengsatz auf ihrem Schoß gezündet hat. Der Gouverneur von Kusadasi, Ali Baris, bestätigte, dass eine türkische Frau unter den fünf Todesopfern ist. Die Explosion habe sich ereignet, als der Kleinbus den zentralen Platz Kusadasis passierte. Kusadasi ist eines der beliebtesten Touristenzentren am Ägäischen Meer. In seiner Nähe befinden sich historische Stätten wie Ephesus, Didyma, Priene und Miletos (Milet).

Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan sprach von einem "terroristischen Anschlag". Die Regierung werde die notwendigen Maßnahmen ergreifen. Wen er hinter der Tat vermutet, sagte der Regierungschef nicht. Ein Selbstmordanschlag sei eine "Möglichkeit", jedoch habe die Polizei noch keine endgültige Bewertung vorgenommen, sagte der Vizegouverneur von Kusadasi, Ali Baris, dem türkischen Fernsehsender NTV. Der Gouverneur der Provinz Adin, in der Kusadasi liegt, schloss auch eine Paketbombe nicht aus.

70 Selbstmordattentäter entsandt?

Ob Deutsche unter den Opfern sind, war zunächst nicht bekannt. Das deutsche Generalkonsulat in Izmir stehe in Kontakt mit den türkischen Behörden, teilte ein Sprecher des Auswärtigen Amts mit.

NTV zufolge vermutet die Polizei, dass bei dem Anschlag der Sprengstoff C-4 eingesetzt wurde. Nach türkischen Militär- und Geheimdienstinformationen haben kurdische Guerilla Hunderte Kilogramm C-4 aus dem Irak bekommen. Es gebe auch Informationen, dass die Rebellen 70 Selbstmordattentäter in große türkische Städte entsandt hätten.

Erst am vergangenen Sonntag waren bei einem Bombenanschlag im nahe gelegenen Badeort Cesme an der Ägäis-Küste 20 Menschen verletzt worden. Zu dem Attentat hatten sich die Freiheitsfalken Kurdistans (TAK) bekannt. Die kurdische Rebellengruppe hatte auch die Verantwortung für einen Anschlag in Kusadasi im April übernommen. Dabei war ein türkischer Polizist bei der Entschärfung einer Bombe ums Leben gekommen; vier Polizisten wurden verletzt.

Die Gruppe will eigenen Angaben zufolge ausländische Touristen von Reisen in die Türkei abhalten, um dem Tourismus, einer der wichtigsten Erwerbsquellen des Landes, Schaden zuzufügen. Bereits im August vergangenen Jahres traten die Freiheitsfalken Kurdistans mit Anschlägen auf zwei Hotels in Istanbul in Erscheinung, bei denen zwei Menschen getötet wurden.

Bei den Freiheitsfalken soll es sich um Rebellen aus dem Umfeld der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) handeln, die Vergeltung für die Angriffe der türkischen Armee in den kurdischen Landesteilen üben. Die PKK hatte 1999 nach der Festnahme ihres Vorsitzenden Abdullah Öcalan auf dessen Drängen hin einen einseitigen Waffenstillstand ausgerufen. Im Sommer 2004 kündigte die PKK die Waffenruhe jedoch wieder auf, weil die Regierung darauf nicht einging. Ankara fordert stattdessen bis heute die bedingungslose Kapitulation der Organisation. Seit Jahresbeginn haben die Kämpfe zwischen türkischen Soldaten und PKK-Rebellen an Intensität zugenommen. In den vergangenen Monaten führte die Armee mehrere Offensiven in den Berggebieten der Osttürkei.

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