

Ankara - Die türkische Regierung hat eine Millionenspende an die Stiftung des Sohnes von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan bestätigt. Über vier Jahre ist eine Summe von 99.999.990 Dollar an die Einrichtung geflossen, das sind umgerechnet etwa 72 Millionen Euro.
Vizepremier Bülent Arinc erklärte, dass die "Türkische Stiftung für Jugend und Bildung" (Türgev) von Bilal Erdogan das Geld aus dem Ausland erhalten habe. Von wem genau das Geld stammt, ist nicht bekannt.
Arinc erklärte Berichten zufolge, die Stiftung habe ihre Spenden offenlegen müssen. Die Summe ergebe sich aus der Durchsicht von Dokumenten von 2008 bis 2012. Wie viele Spenden 2013 eingegangen seien, habe noch nicht festgestellt werden können.
Arinc reagierte mit seiner Erklärung auf eine parlamentarische Anfrage der größten Oppositionspartei CHP. Die Partei vermutet, die Spende stamme aus dem Nahen Osten. Sie sieht darin einen Hinweis auf Korruption und fordert Aufklärung.
Bilal Erdogan ist in der Leitung der einflussreichen Stiftung tätig. Auch die Tochter des Premiers, Esra, sitzt im Vorstand. Bereits im Dezember 2013 gab es erste Vorwürfe gegen die Stiftung. Sie soll unter anderem ein staatliches Grundstück im Istanbuler Stadtteil Fatih überaus günstig erworben haben - und im Gegenzug Schmiergeld in Höhe von rund drei Millionen Euro gezahlt haben.
Premier Erdogan hat Kritikern vorgeworfen, dass die Untersuchung der Finanzen der Stiftung darauf ziele, ihn persönlich zu beschädigen.
Im Februar tauchte im Internet der Mitschnitt eines angeblichen Telefonats zwischen Erdogan und Bilal auf, in dem sich die beiden darüber unterhalten, wie größere Geldsummen am besten vor der Justiz zu verstecken seien. Erdogan wies den Mitschnitt als Manipulation zurück.
Die Istanbuler Staatsanwaltschaft hatte im Dezember mehrere Verdächtige aus dem Umfeld der Regierung unter Korruptionsverdacht festnehmen lassen. Erdogan bezeichnet die Korruptionsvorwürfe als Komplott von Anhängern des islamischen Predigers Fethullah Gülen, der die Regierung stürzen wolle.
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Bilal Erdogan ist in Bedrängnis. Der Sohn des türkischen Premier ist Gründer und Vorstandsmitglied der Bildungsstiftung Türgev - und diese hat eine verdächtige Millionenspende erhalten.
Die Oppositionspartei CHP vermutet, die Spende stamme aus dem Nahen Osten. Sie wittert Korruption. Hier ein Bild von einer Veranstaltung der CHP im März.
Premier Recep Tayyip Erdogan hat Kritikern vorgeworfen, dass die Untersuchung der Finanzen der Stiftung darauf ziele, ihn persönlich zu beschädigen. Doch seit Dezember 2013 werden die Korruptionsvorwürfe gegen seine Regierung immer lauter.
Im Februar tauchte im Internet der Mitschnitt eines angeblichen Telefonats zwischen Erdogan und Bilal auf (hier ein Bild der beiden mit Erdogans Tochter Sumeyye). Darin soll der Premier seinen Sohn aufgefordert haben, Millionen Dollar vor der Justiz in Sicherheit zu bringen. Beobachter halten die Mitschnitte für echt.
Bilal, hier zu sehen bei der Stimmabgabe bei den Kommunalwahlen, macht nicht das erste Mal Schlagzeilen. Bereits im Dezember 2013 gab es Korruptionsvorwürfe gegen die Stiftung.
Bei den Kommunalwahlen am 30. März siegte Erdogans islamisch-konservative Partei - trotz der Korruptionsaffäre, trotz der mehr als hundert heimlichen Gesprächsmitschnitte, die auf YouTube hochgeladen wurden und Erdogan und seine Regierung als korrupt und diktatorisch erscheinen lassen, trotz der Pressezensur und der Eingriffe ins Internet.
Immer wieder hatte es in den Wochen vor der Wahl Proteste gegen Erdogan und seine Regierung gegeben, wie hier am 11. März in Ankara.
Doch der Sieg bei den Kommunalwahlen war deutlich - und Erdogan deutete das Ergebnis um: Er fühlte sich freigesprochen von allen Vorwürfen, die gegen ihn in den vergangenen Wochen erhoben worden sind. Seinen Gegnern drohte er mit Vergeltung.
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