Religionsfreiheit Türkei genehmigt erstmals Neubau christlicher Kirche

Das hat es seit Gründung der Türkischen Republik im Jahr 1923 nicht gegeben: Die Regierung hat den Neubau einer christlichen Kirche genehmigt. Das Gotteshaus für die aramäisch-assyrischen Christen soll schon bald in Istanbul entstehen.

Ankara/Istanbul - Vor 92 Jahren wurde die Türkische Republik gegründet. Bislang hat es im laut Verfassung laizistischen Staat keinen einzigen Neubau einer christlichen Kirche gegeben. Das wird sich nun offenbar bald ändern. Die Regierung hat laut übereinstimmenden Zeitungsberichten den Bau einer Kirche genehmigt. Das Gotteshaus für die Minderheit der aramäisch-assyrischen Christen soll im Istanbuler Stadtteil Yesilköy am Marmarameer auf städtischem Grund und Boden entstehen.

Über die Genehmigung berichten sowohl die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf türkische Regierungskreise als auch türkische Zeitungen wie "Hürriyet"  oder die englische Onlineausgaben von "Sabah"  sowie "World Bulletin" . Offenbar wurde die Entscheidung im Rahmen eines Treffens von Regierungschef Ahmet Davutoglu mit Vertretern nichtmuslimischer Religionsgemeinschaften am Freitag bekannt gegeben.

Stiftung soll Kirchenbau bezahlen

Bislang wurden in der modernen Türkei Kirchen lediglich saniert oder wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Ein Neubau ist aber noch nie genehmigt worden. Die Bevölkerung der Türkei ist zu 99 Prozent muslimischen Glaubens. Der Staatsführung um Präsident Recep Tayyip Erdogan wird von Kritikern vorgeworfen, das Land islamisieren zu wollen.

Angehörige christlicher Minderheiten werden in der Türkei vereinzelt Opfer von religiös motivierter Gewalt. Papst Franziskus hatte erst vor etwas mehr als einem Monat bei seinem Türkei-Besuch deutlich Meinungs- und Glaubensfreiheit gefordert.

Der Minderheit der aramäisch-assyrischen Christen in der Türkei gehören etwa 20.000 Menschen an. Es handelt sich um orthodoxe und katholische Christen, die vor allem im Südosten des Landes leben. Der Bau der neuen Kirche soll aus den Mitteln einer Stiftung bezahlt und in den kommenden Monaten begonnen werden.

fdi/AFP
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