Journalist in U-Haft Türkisches Gericht ordnet Freilassung von Mehmet Altan an

Mehmet Altan
Foto: picture alliance/ AAMehmet Altan war am 16. Februar 2018 gemeinsam mit fünf weiteren Journalisten wegen "Verstößen gegen die Verfassungsordnung" zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Nach 21 Monaten Untersuchungshaft hat ein Istanbuler Gericht nun die Freilassung des regierungskritischen VWL-Professors und Journalisten angeordnet.
Trotz seiner Freilassung bleibt der Schuldspruch gegen Altan zunächst bestehen. Die endgültige Entscheidung wurde von dem Berufungsgericht auf den 21. September vertagt. Auch nach seiner Freilassung muss sich Altan regelmäßig bei den Behörden melden und darf das Land nicht verlassen.
Amnesty: "Überfällige Entscheidung"
Das Verfassungsgericht war jedoch bereits im Januar zum Schluss gekommen, dass die monatelange Untersuchungshaft gegen Altan und den ebenfalls klagenden Journalisten Sahin Alpay gegen das Recht auf Meinungs- und Pressefreiheit verstoße. Nach harscher Kritik der islamisch-konservativen Regierung weigerte sich jedoch ein anderes Gericht in Istanbul, dem Urteil nachzukommen. Schließlich verurteilte auch der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) die Türkei wegen der Inhaftierung der beiden Journalisten.
Der Türkei-Experte der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, Andrew Gardner, begrüßte die Entscheidung des Gerichts. "Überfällige, aber willkommene Freilassung", schrieb er auf Twitter. Er hoffe, dass die Entlassung weiterer "zu Unrecht Inhaftierter" in der Türkei folgen werde. Die Gerichtsentscheidung erfolgte drei Tage nach der Wiederwahl von Präsident Recep Tayyip Erdogan, der wegen seines Vorgehens gegen Kritiker seit Langem in der Kritik steht.
Altan war nach dem gescheiterten Militärputsch vom Juli 2016 gleichzeitig mit seinem Bruder Ahmet Altan, dem ehemaligen Chefredakteur der Zeitung "Taraf", sowie der Journalistin Nazli Ilicak verhaftet worden. Ihnen wurde vorgeworfen, Mitglied einer Terrororganisation zu sein. Sie wurden wegen Mitgliedschaft in der in der Türkei verbotenen Gülen-Bewegung verurteilt.