Zerstörte Polizeiwache in Istanbul: Wer steckt hinter der Gewalt?
Foto: STRINGER/TURKEY/ REUTERSWer steckt hinter der eskalierenden Gewalt in der Türkei? Zu den Attentaten in Istanbul hat sich nun die linksextreme Gruppe Revolutionäre Volksbefreiungspartei-Front (DHKP-C) bekannt. Auf ihrer Homepage hieß es, die USA seien ein "Feind der Menschen im Nahen Osten". Die DHKP-C wird in Amerika und in der Türkei als terroristische Organisation gelistet. Außerdem hatten die USA den Nato-Verbündeten Türkei seit Langem gedrängt, sich am Kampf gegen den IS zu beteiligen.
In der Nacht zum Montag war eine Autobombe vor einer Polizeiwache detoniert, anschließend wurden die Polizisten angegriffen. Mindestens vier Menschen starben. Auch das US-Konsulat in Istanbul - das etwa 35 Kilometer entfernt liegt - wurde angegriffen. Zwei Terroristinnen hätten das Feuer auf die diplomatische Vertretung eröffnet, teilte der Gouverneur mit. Eine der Frauen sei verletzt festgenommen worden.
Ob die linksextreme Gruppe tatsächlich hinter den Angriffen steckt, blieb zunächst unklar. Die DHKP-C hatte 2013 einen Selbstmordanschlag vor der US-Botschaft in Ankara verübt. Auch die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK greift derzeit allerdings täglich türkische Sicherheitskräfte an.
Die Gewalt eskaliert seit dem Anschlag in Suruc am 20. Juli, bei dem ein Attentäter 32 Menschen tötete. Für den Anschlag wurde die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) verantwortlich gemacht. Zwei Tage später ermordeten PKK-Kämpfer zwei Polizisten, denen sie Kollaboration mit dem IS vorwarfen. Am 24. Juli griff die türkische Luftwaffe zunächst Stellungen des IS in Nordsyrien und dann solche der PKK im Nordirak an.
Als Reaktion darauf kündigte die radikale Nusra-Front an, sich aus der Pufferzone zurückziehen zu wollen. Der syrische Ableger des Terrornetzwerkes al-Qaida will die entsprechenden Grenzgebiete verlassen und an moderatere islamistische Rebellen übergeben, sagte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur.
Die Nusra-Front habe kein Interesse daran, eine Rolle in einer von der Türkei unterstützen Militäroperation zu spielen, hieß es in einer Presseerklärung. Der IS kontrolliert gegenwärtig einen etwa 70 Kilometer langen Streifen in Nordsyrien.
Die Folgen innerhalb der Türkei sind bereits immens: Seit Beginn der Eskalation des Konflikts zwischen der PKK und der Regierung wurden bei Anschlägen und Gefechten in der Türkei mehr als 40 Menschen getötet, die meisten davon Angehörige der Sicherheitskräfte. Anadolu meldete am Sonntag unter Berufung auf anonyme Sicherheitsquellen, bei den Luftschlägen seien bislang 390 PKK-Kämpfer getötet worden.
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Beschädigte Polizeistation in Istanbul: Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtet, eine Bombe sei im Stadtteil Sultanbeyli explodiert und habe ein Feuer verursacht.
Ermittler am Ort des Anschlags: Medienberichten zufolge wurden bei dem Anschlag drei Menschen getötet und mehrere verletzt.
Flammen brachten nach Medienberichten Teile des dreistöckigen Polizeigebäudes zum Einsturz. Auch angrenzende Häuser und etwa 20 Autos wurden beschädigt.
Schaulustige versammelten sich vor der Polizeiwache.
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