Verhältnis zur Türkei Mutmaßlicher Putsch-Anführer erhält Asyl in Deutschland

Er ist einer der meistgesuchten Männer der Türkei: Ilhami P. wird vorgeworfen, den Putsch gegen Erdogan mitangeführt zu haben. Nun haben ihm die deutschen Behörden nach SPIEGEL-Informationen Flüchtlingsschutz gewährt.
Putschversuch in der Türkei im Juli 2016

Putschversuch in der Türkei im Juli 2016

Foto: Tolga Bozoglu/ dpa

Das deutsch-türkische Verhältnis steht vor einer neuerlichen Belastungsprobe. Nach SPIEGEL-Informationen haben die deutschen Behörden vier türkischen Militärs - einer von ihnen gilt der dortigen Justiz als wichtiger Anführer des gescheiterten Militärputsches vom Juli 2016 - in Deutschland Flüchtlingsschutz gewährt. Eine Auslieferung an die Türkei ist damit unmöglich.

Die Türkei wirft der Gruppe von Militärs um den Oberst Ilhami P. vor, direkt an dem Putschversuch beteiligt gewesen zu sein. P. war zu dem Zeitpunkt Stabschef an der Militärakademie in Ankara, die von den Putschisten besetzt wurde. Die Staatsanwaltschaft hat ihn wegen Mitgliedschaft in einer Terrororganisation und Landesverrats angeklagt. (Lesen Sie hier die ganze Geschichte im neuen SPIEGEL.)

Die vier Männer waren bereits mehrfach Thema in deutsch-türkischen Krisengesprächen. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan stellte bei einem Treffen mit Altkanzler Gerhard Schröder im Herbst 2017 sogar die Freilassung des Journalisten Deniz Yücel in Aussicht, wenn Deutschland Oberst P. und weitere türkische Offiziere in die Türkei ausliefere. Die Bundesregierung lehnte den Deal ab.

Bei einem Treffen mit dem SPIEGEL berichtete Ilhami P. über seine Angst, der türkische Geheimdienst könne ihn in Deutschland aufspüren und verschleppen. Die Polizei in Deutschland habe ihm deswegen geraten, sehr vorsichtig zu sein. Er selber wolle in die Türkei zurückkehren, sagte P., müsse aber warten, "bis Erdogan endlich weg ist".

amp/mgb/pop
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