Ankunft am Abend
Türkei schiebt IS-Anhängerin mit vier Kindern nach Deutschland ab
Die Türkei setzt die Abschiebungen von deutschen Anhängern der Terrormiliz "Islamischer Staat" fort. Nach SPIEGEL-Informationen soll an diesem Dienstagabend eine 30-Jährige aus Niedersachsen mit ihren vier Kindern in Deutschland landen.
Auswärtiges Amt: Fall Lorin I. beschäftigt die Diplomaten schon länger
Foto:
Marius Becker/ DPA
Die Türkei schiebt eine weitere Anhängerin der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) nach Deutschland ab. Nach SPIEGEL-Informationen wurden die deutschen Behörden informiert, dass die 30-jährige Lorin I. mit ihren vier Kindern am späten Abend mit einer Linienmaschine von Turkish Airlines aus Istanbul in Frankfurt ankommen wird.
Die junge Frau war nach Erkenntnissen deutscher Sicherheitsbehördenim Jahr 2014 über die Türkei nach Syrien gezogen. Dort heiratete sie einen IS-Kämpfer, der mittlerweile getötet wurde. In Syrien bekam Lorin I. vier Kinder, erst im April brachte sie Zwillingsjungen zur Welt. Zuletzt soll sie sich in der umkämpften Provinz Idlib im Norden des Bürgerkriegslands aufgehalten haben, seit September sitzt sie in der Türkei in Abschiebehaft.
Gegen die 30-Jährige wird in Deutschland wegen der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung ermittelt. Aufgrund eines gültigen Haftbefehls soll sie direkt am Flughafen festgenommen werden. Ihre Kinder, die Zwillingsjungen und zwei Mädchen im Alter von zwei und drei Jahren, nimmt zunächst das Jugendamt in Obhut.
30-Jährige soll sich vom IS distanziert haben
Der Fall der jungen Mutter aus Niedersachsen beschäftigt das Auswärtige Amt (AA) schon länger. Seit die Türkei erste Informationen über sie nach Deutschland gesandt hatten, prüfte man mit einem DNA-Test, ob die vier Kinder, die Lorin I. bei ihrer Festnahme bei sich hatte, tatsächlich von ihr stammen.
Die Türkei hatte in den vergangenen Wochen bereits mehrere Frauen mit Kindern, die sich in den vergangenen Jahren dem IS angeschlossen hatten, nach Deutschland abgeschoben. Die meisten waren aus kurdischen Gefangenenlagern für IS-Kämpfer geflohen und dann von türkischen Sicherheitskräften festgenommen worden.
Lorin I. wurde bereits in der Türkei vernommen. Dabei soll sie sich zwar vom IS distanziert haben. Die Beamten notierten jedoch in ihren Berichten, dass sie immer noch einem islamistischen Weltbild folge. In Deutschland soll sie nun von einem speziellen Verein betreut werden, der sich um die Deradikalisierung von IS-Anhängern bemüht.
Für die Behörden sind Fälle wie der von Lorin I. ein Problem. Auf der einen Seite entschieden bereits mehrere Gerichte, dass die Bundesrepublik die im Ausland festgenommenen Anhängerinnen des IS mit ihren Kindern nach Deutschland zurückbringen müssen. Die Sicherheitsbehörden hingegen fragen sich, ob die Rückkehrer hierzulande eine Gefahr darstellen.
Eine juristische Verfolgung ist oft schwierig. Zwar gibt es zu vielen IS-Anhängern beim Bundeskriminalamt detaillierte Dossiers. Doch ob die gesammelten Indizien vor einem Gericht ausreichen, ist ungewiss. Gerade bei Frauen, die IS-Kämpfer heirateten, aber selbst nicht kämpften, muss eine Einbindung in die Struktur des IS nachgewiesen werden.