Reaktion auf syrischen Angriff Türkei macht Kampfjet-Abschuss zum Nato-Thema

Der Abschuss eines türkischen Kampfflugzeugs durch Syrien bekommt eine neue politische Dimension: Die Türkei will mit den Nato-Mitgliedern über eine Reaktion beraten, auch die EU nimmt sich das Thema vor. Das Wrack des Jets ist nun offenbar in 1300 Metern Tiefe in syrischen Gewässern geortet worden.
Reaktion auf syrischen Angriff: Türkei macht Kampfjet-Abschuss zum Nato-Thema

Reaktion auf syrischen Angriff: Türkei macht Kampfjet-Abschuss zum Nato-Thema

Foto: Stringer/ dpa

Ankara - Die Krise um den abgeschossenen türkischen Kampfjet weitet sich aus. Die Türkei will den Abschuss des Flugzeugs durch Syrien auf einer Nato-Sitzung behandeln und über eine Reaktion beraten. Das bestätigte der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu. Er werde sich auch an den Uno-Sicherheitsrat wenden, sagte Davutoglu - "angesichts der Informationen, die wir über den Hintergrund dieser aggressiven Haltung haben".

Die Nato bestätigte den türkischen Plan. Auf den Wunsch der Türkei werde es am Dienstag ein Treffen geben. "Wir erwarten, dass die Türkei eine Präsentation zu dem aktuellen Vorfall macht." Die Türkei berufe sich auf Artikel 4 des Nato-Gründungsvertrags, sagte eine Nato-Sprecherin. Demnach kann jedes Mitglied jederzeit Konsultationen verlangen, wenn es seine territoriale Integrität, politische Unabhängigkeit oder Sicherheit bedroht sieht. Der Artikel sieht allerdings nicht explizit die Möglichkeit einer militärischen Antwort vor, wie sie Artikel 5 erwähnt.

Laut einem türkischen TV-Bericht haben Suchteams das Wrack des Kampfjets geortet. Demnach liegt das Flugzeug in 1300 Metern Tiefe in syrischen Gewässern. Von den beiden Besatzungsmitgliedern fehlt noch jede Spur.

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Türkischer Jet: Abschuss durch Syrien

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Die Türkei sandte wegen des Abschusses eine offizielle diplomatische Protestnote an Syrien. Nach türkischer Darstellung wurde das Flugzeug in internationalem Luftraum abgeschossen, nachdem es unabsichtlich kurz in den syrischen Luftraum eingedrungen war. Laut der syrischen Regierung war der Abschuss der Maschine ein Versehen.

Die EU-Außenminister wollen bereits am Montag über die Situation in Syrien sprechen. Das erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters aus spanischen Regierungskreisen. "Das Thema stand auf der Agenda des Treffens am Montag. Sie werden die Chance haben, vor dem Nato-Treffen am Dienstag darüber zu sprechen", so die Quelle.

Unterstützung erhält die Türkei von Großbritannien. Außenminister William Hague bezeichnete den Abschuss als empörend. Der Vorfall zeige, wie weit jenseits akzeptablen Verhaltens sich das syrische Regime bewege, hieß es in einer Mitteilung des Ministeriums. Sein Land sei bereit, robuste Maßnahmen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen gegen Syrien zu unterstützen.

Die Ankündigung der Türkei dürfte das ohnehin sehr angespannte Verhältnis zu Syrien weiter belasten. Am Sonntag teilte das Regime in Damaskus mit, man habe an der Grenze zur Türkei "Terroristen" gestellt, die aus dem Nachbarland nach Syrien hätten kommen wollen. Einige davon seien getötet worden, teilte die staatliche syrische Nachrichtenagentur mit. Weitere Details wurden nicht genannt.

In der Türkei sind Kämpfer der oppositionellen Freien Syrischen Armee stationiert. Zudem beherbergt das Land Flüchtlinge aus Syrien - unweit von dem Ort, an dem das Flugzeug abgeschossen wurde. Die Türkei liefert allerdings nach eigenen Angaben keine Waffen an die Aufständischen.

ulz/dapd/dpa/Reuters
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