Militäroffensive
Türkische Panzer überqueren syrische Grenze
Seit den frühen Morgenstunden beschießt das türkische Militär Stellungen in Syrien. Nun sind Panzer über die Grenze in den Norden des Landes vorgedrungen. Der Vorstoß richtet sich gegen die Terrormiliz IS - aber nicht nur.
Nachdem die Türkei in den frühen Morgenstunden Luftangriffe im Grenzgebiet zu Syrien geflogen hat, startet nun offenbar eine Bodenoffensive. Mehrere türkische Panzer sind auf syrisches Gebiet vorgedrungen. Sie haben Stellungen der Terrormiliz "Islamischer Staat" in Dscharabulus unter Beschuss genommen, berichten mehrere Medien übereinstimmend. Weitere Militärfahrzeuge haben lauten AFP ebenfalls die Grenze passiert.
Offizielles Ziel der Offensive ist es, die türkische Grenze von Terrorgruppen zu befreien. Bereits am vergangenen Montag hatte Außenminister Mevlüt Cavusoglu angekündigt, die Grenzregion komplett von den IS-Anhängern "säubern" zu wollen.
Denn die Regierung in Ankara macht den IS für den Anschlag in Gaziantep am Wochenende verantwortlich. 50 Menschen starben bei dem Angriff auf eine Hochzeitsgesellschaft.
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Türkische Panzer: Offensive in Syrien
Die militärische Operation der türkischen Armee startete gegen 1 Uhr Ortszeit. Zunächst bombardierten türkische und US-Kampfflugzeuge Stellungen des IS bei der Stadt Dscharabulus, die auch von Artillerie unter Beschuss genommen wurden.
Dscharablus ist eine der letzten größeren Bastionen des IS an der Grenze zur Türkei. Der Ort liegt rund 35 Kilometer nördlich der Stadt Manbidsch, die erst kürzlich von einem Bündnis unter Führung der syrischen Kurden-Miliz YPG zurückerobert worden war.
Auch Angriffe auf Kurden
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte am Mittwoch, die Operation diene dazu, die Angriffe auf die türkische Grenze ein für allemal zu beenden. Der Einsatz der Armee sei "gegen Bedrohungen gerichtet", die für die Türkei von Terrororganisationen wie dem IS oder der syrischen Kurdenmiliz YPG ausgingen.
So feuerte die türkische Armee auch auf Stellungen der von den USA unterstützten syrischen Kurdenmiliz YPG - kurz vor dem Besuch von US-Vizepräsident Joe Biden am Mittwoch in Ankara. Während die USA die Kurden im Kampf gegen den IS unterstützen, möchte die Türkei unter allen Umständen verhindern, dass an ihrer 900 Kilometer langen Grenze mit Syrien ein zusammenhängendes kurdisches Herrschaftsgebiet entsteht.
Die jüngsten militärischen Erfolge der Kurden im syrischen Bürgerkrieg sieht Ankara daher mit Sorge. Denn die YPG sind die syrische Schwesterorganisation der PKK. Die PKK wiederum ist neben der Gülen-Bewegung Staatsfeind Nummer eins der türkischen Regierung.
Die Offensive wurden von syrischen Kurden scharf kritisiert. "Die Türkei ist im syrischen Sumpf", schrieb der Co-Vorsitzende der syrischen Kurdenpartei PYD, Salih Muslim, auf Twitter. "Wird besiegt werden wie Daesh." Daesh ist die arabische Abkürzung für den IS.
Die Türkei verstärkt ihr militärisches Engagement im syrischen Bürgerkrieg. Panzer der türkischen Armee - hier in der Grenzstadt Karkamis - stießen am Mittwoch nach Nordsyrien vor.
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Die Militäroffensive trägt den Namen "Schutzschild Euphrat". Direkt am Fluss Euphrat liegt die von Extremisten kontrollierte Stadt Dscharabulus, die die Türkei jetzt angreift.
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Am Mittwochmorgen hatte es schon intensiven Artilleriebeschuss und Bombardements durch Kampfflugzeuge gegeben.
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Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan sagte, der Einsatz der Armee sei gegen Bedrohungen gerichtet, die für die Türkei von Terrororganisationen wie dem IS oder der syrischen Kurdenmiliz YPG ausgingen. "Hinter diese Angriffe muss jetzt ein Schlusspunkt gesetzt werden."
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Man wolle das Grenzgebiet säubern, heißt es von der Regierung in Ankara. Hier sind türkische Panzer nahe der Grenze zu Syrien zu sehen.
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Türkische Artillerie und Kampfjets hatten bereits am Morgen die Stadt Dscharabulus angegriffen.
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Ankara dürfte es vor allem darum gehen, einen weiteren Vormarsch syrisch-kurdischer Kräfte zu verhindern. Das ist nicht im Sinne der USA - denn sie sind mit den kurdischen Kräften verbündet.
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Die USA und die Türkei haben also viele Themen zu besprechen. US-Vizepräsident Joe Biden traf am Mittwoch zu politischen Gesprächen in der türkischen Hauptstadt Ankara ein (hier ein Archivbild).