Tumulte in der Mukata Jassir Arafat beigesetzt

Der Leichnam von Präsident Arafat ist in Ramallah beigesetzt worden. Die Zeremonie in Arafats Hauptquartier musste wegen der Gefühlsausbrüche unter den Zehntausenden Palästinensern verkürzt werden. Die Lage auf dem Gelände der "Mukata" geriet zeitweise vollständig außer Kontrolle.

Ramallah/Kairo - Muslimische Geistliche verlasen Verse aus dem Koran, nachdem der Sarg in die mit Marmorplatten ausgelegte Grabstätte hinabgelassen worden war. Die Leibwächter des Verstorbenen umarmten sich und weinten. Die Mukata soll nach palästinensischer Darstellung lediglich als vorübergehende Ruhestätte dienen bis zur Beisetzung Arafats in Jerusalem. Dies hat Israel allerdings für alle Zeiten ausgeschlossen.

Die Grabstätte liegt zwischen einigen Bäumen neben dem Parkplatz der so genannten Mukata. Das Grab des Palästinenserführers wird von Polizeikräften vor der Menschenmenge geschützt. Hunderte versuchen zu der Grabstelle zu gelangen.

Viele Trauernde verlassen jedoch inzwischen die Mukata, den Amtssitz Arafas. Zehntausende von Palästinensern hatten sich zu der Beerdigung im Hauptquartier ihres verstorbenen Anführers versammelt. Die dicht gedrängt stehende Menge hatte die Heimkehr ihres toten Führers mit frenetischen Rufen begrüßt. Zehntausende Palästinenser hatten sich nach der Landung der insgesamt zwei Hubschrauber in gefährlicher Nähe der Maschinen gedrängt. Sicherheitskräfte feuerten zahlreiche Salven in die Luft, um die aufgewühlten Menschenmassen zurückzudrängen.

Mit großer Verzögerung wurde der Sarg dann aus dem Hubschrauber gehoben, weil sich die Menschenmenge zunächst nicht zurückdrängen ließ. Sicherheitskräfte fuhren den Sarg auf einem Jeep durch die aufgewühlten Massen zum etwa 40 Meter entfernten Grab. Sie schützten den Sarg von allen Seiten, um die Menschenmassen daran zu hindern, ihn zu berühren. Teilweise schlugen sie mit Stöcken auf die Trauernden ein, um sich überhaupt vorwärts bewegen zu können.

Vor der Landung der Helikopter hatten Wachen einigen Palästinensern den Zutritt durch das Tor der Mukata erlaubt. Anschließend kletterten Tausende von Menschen über die Mauern des Geländes, auf dem Arafat beigesetzt werden soll. Dutzende Menschen fielen in die Tiefe, als das Dach eines Containerhauses einbrach. Bisher ist unklar, ob es Opfer gab.

Die palästinensischen Wachleute konnten dem Ansturm der Menge nicht mehr standhalten. Sie sollten eigentlich nur geladene Trauergäste einlassen. Tausende Palästinenser standen auf Mauern und Dächern in der Umgebung von Arafats Hauptquartier. Sie ließen den Verstorbenen hochleben und feierten ihn als Führer der Palästinenser.

Unterdessen wurden bei der Explosion eines Autos nahe Ramallah nach Angaben des israelischen Rettungsdienstes zwei Menschen getötet. Nähere Einzelheiten sind bisher nicht bekannt.

Eine Militärmaschine hatte Arafats Leiche zunächst in die ägyptische Stadt al-Arisch auf der Sinai-Halbinsel gebracht. Von dort wurde er nach Ramallah geflogen. Vor dem Abflug der Maschine wurden die palästinensische und die ägyptische Nationalhymne gespielt. Zuvor hatten Politiker aus aller Welt bei einer Trauerfeier auf einem Militärgelände nahe des Kairoer Flughafens Abschied von Arafat genommen. Den Gebeten folgte eine prunkvolle Prozession von der Moschee bis zum Startfeld der Militärmaschine.

In Kairo hatten Politiker und Würdenträger aus mehr als 50 Staaten an den Feierlichkeiten teilgenommen. Begonnen hatte die Zeremonie in einer Moschee, in die der mit einer palästinensischen Flagge bedeckte Sarg am Morgen vom Militärhospital Gala gebracht worden war. Ein muslimischer Geistlicher sprach dort ein Gebet für Arafat. Im Anschluss daran wurde der Sarg auf einer von Pferden gezogenen Lafette in einer Trauerprozession zum Kairoer Flughafen gebracht. Dort trugen ihn ägyptische Soldaten in das Flugzeug.

Die Veranstaltung fand unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen statt. Der Weg der Prozession war von Hunderten Polizisten gesäumt und abgesperrt. Auf den umliegenden Dächern gingen Sicherheitskräfte in Stellung.

Der 75-jährige Arafat war am Vortag in einem Militärkrankenhaus bei Paris gestorben. Er wurde weltweit als Symbolfigur für den Kampf der Palästinenser für einen eigenen Staat gewürdigt. Mit seinem Tod verbinden viele aber auch die Hoffnung, dass die Konfliktparteien im Nahen Osten sich auf eine politische Lösung besinnen und den Zyklus von Gewalt und Gegengewalt durchbrechen.

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