Geiselnahme in Nationalmuseum Das geschah in Tunis
Ein Terrorangriff und eine Geiselnahme haben Tunesien erschüttert. Nach Medienberichten sind insgesamt 22 Menschen ums Leben gekommen, darunter 17 Touristen, womöglich auch ein Deutscher.
Was ist passiert?
- Am Mittag haben Bewaffnete das Nationalmuseum von Bardo in der Hauptstadt Tunis gestürmt. Das Museum steht in unmittelbarer Nähe zum tunesischen Parlament. Wie viele Angreifer insgesamt in das Museum eindrangen, ist unklar. Zwei Attentäter wurden beim Zugriff der Polizei getötet, laut dem tunesischen Ministerpräsidenten Habib Essid werde nach drei weiteren Terroristen gefahndet. Zum Zeitpunkt des Angriffs sollen sich rund hundert Touristen in dem Museum aufgehalten haben.
- Laut der polnischen Ministerpräsidentin Ewa Kopacz sollen die Angreifer schon vor dem Museum das Feuer eröffnet haben. Demnach beschossen sie einen Tour-Bus mit polnischen Reisenden, der vor dem Museum geparkt hatte. Erst danach betraten die Terroristen das Museum. Wie viele polnische Opfer es gibt, ist bislang unklar.
- Insgesamt sollen die uniformierten Attentäter 19 Menschen getötet haben, darunter 17 Touristen und zwei Tunesier, erklärte Essid. Unter den Todesopfern seien fünf Japaner, vier Italiener, zwei Kolumbianer, ein Franzose, ein Pole, ein Australier sowie ein Spanier, sagte Essid am Abend im Fernsehen. Über die Nationalität der beiden anderen ausländischen Opfer machte er zunächst keine Angaben. Der Elysée-Palast teilte am Abend mit, dass zwei Franzosen unter den Opfern seien. Nach italienischen Medienberichten sollen auch Engländer getötet worden sein. Am Nachmittag hatte der Regierungschef auch von einem deutschen Todesopfer gesprochen, doch wurde dies vom Auswärtigen Amt zunächst nicht bestätigt.

Geiselnahme in Tunesien: Terror in Tunis
- Zudem nahmen die Attentäter im Museum Geiseln. Wie viele Geiseln in der Gewalt der Attentäter waren, ist unklar. Am Nachmittag berichtete die tunesische Regierung dann, dass Sicherheitskräfte in das Museum eingedrungen waren. Bei dem Zugriff seien alle Geiseln befreit worden. Zwei Attentäter und ein Polizist sollen dabei ums Leben gekommen sein. Sollten sich die Zahlen bestätigen, sind damit insgesamt 22 Menschen getötet worden. Auch tunesische Medien sprachen am frühen Abend von 22 Todesopfern.
- Der Parlamentsbetrieb war nach den Schüssen im benachbarten Museum eingestellt worden. Sicherheitskräfte evakuierten das Gebäude.
- Politiker aus der ganzen Welt haben die Tat verurteilt. Bundespräsident Gauck kondolierte dem tunesischen Präsidenten Béji Caïd Essebsi in einem Schreiben. Auch die Bundesregierung sprach den Angehörigen der Opfer in einer Mitteilung ihr Mitgefühl aus . "Deutschland steht im Kampf gegen den Terror an der Seite Tunesiens", heißt es in der Meldung.
- Unklar ist bislang, wer hinter dem Anschlag steckt. Auf Twitter feierten Anhänger des "Islamischen Staats" (IS) die Tat. Erst am Dienstag wurde im Internet eine Tonaufnahme veröffentlicht, in der zu Anschlägen in Tunis aufgerufen wurde. Die Aufnahme soll von al-Qaidain Nordafrika stammen. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini machte in einer Stellungnahme zunächst den IS für die Tat verantwortlich. Später zog der Auswärtige Dienst der EU die Mitteilung zurück und sprach von "terroristischen Organisationen".
- Klar ist: Tunesien kämpft seit Jahren gegen den islamistischen Terror. Aus kaum einem Land sind mehr Unterstützer des IS nach Syrien und in den Irak gereist. Die Regierung spricht von 3000 Tunesiern, die sich der Terrormiliz angeschlossen haben.