TV-Ansprachen
Das Versteckspiel des Saddam Hussein
Neues Futter für die Gerüchte, dass Saddam Hussein nicht mehr am Leben ist. Wieder wurde heute morgen im irakischen TV eine Rede des Präsidenten vorgelesen. Und wieder trat der Diktator nicht selbst auf, sondern ein Sprecher in Uniform. Erstmals nahm der im Namen Saddams Bezug auf aktuelle militärische Situationen.
Bagdad - Es waren nur wenige Stunden seit der letzten TV-Erklärung vergangen. Erst am Dienstagabend hatte Informationsminister Mohammed Saïd al-Sahhaf einen Appell Saddams an sein Volk verlesen, in dem er zum
Heiligen Krieg gegen die Angreifer aufrief. Am Mittwochmorgen nun strahlte das irakische Fernsehen eine weitere Erklärung des irakischen Präsidenten aus - vorgetragen von einem Sprecher in Uniform.
Seit Beginn des Krieges im Irak haben US-Militärs und Regierungsmitglieder in Washington mehrfach den Verdacht geäußert, dass Saddam Hussein schon beim ersten Bombenangriff auf Bagdad ums Leben gekommen oder zumindest schwer verletzt worden sein könnte. Die Tatsache, dass der Diktator sowohl gestern abend als auch heute vormittag nicht selbst im TV aufgetreten ist, dürfte dem neuen Auftrieb verleihen.
Den Mutmaßungen zufolge könnten die Texte von anderen Regierungsmitgliedern geschrieben worden sein. Anderen Spekulationen zufolge könnte aber genau diese Verwirrung, ob Saddam nun noch lebt oder nicht, die Absicht des irakischen Präsidenten sein. So könne er schwerer von den amerikanischen Häschern aufgespürt werden.
In dem heute verlesenen Text heißt es, die Städte des Landes sollten sich gegen das alliierte Invasionsheer verteidigen. Die irakischen Streitkräfte hätten bis jetzt nicht ihr volles Potenzial im Kampf eingesetzt. "Bekämpft sie, damit der Irak, die Bastion der Religion und Grundsätze, gesichert wird und unsere Nation aus dieser Krise siegreich hervorgeht", wurde Saddam Hussein zitiert. "Bekämpft sie, der Sieg steht uns mit Gottes Hilfe bevor, obwohl wir bisher nur ein Drittel oder weniger von unserem Heer eingesetzt haben, während die Verbrecher alles, was sie haben, in die Waagschale geworfen haben."
In der Rede gab es auch Passagen zu aktuellen Kämpfen: So wurden die 11. Heeresdivision und Mitglieder der Baath-Partei in Nassirija hervorgehoben, die die gegnerischen Kräfte "erschöpft" hätten. Andere Einheiten wurden aufgefordert, deren Beispiel zu folgen.
Irak-TV: Saddam leitete Berater-Sitzung
Das irakische Fernsehen meldete auch, Saddam habe am
Mittwoch eine Sitzung mit ranghohen Beratern und seinen beiden
Söhnen Udai und Kussei geleitet. Auch hier wurden keine Aufnahmen gezeigt, und es gab keine
unabhängige Bestätigung, dass das Treffen stattgefunden hatte.