Ukraine-Konflikt Amnesty prangert Blutvergießen unter Zivilisten an

Bei den jüngsten Auseinandersetzungen zwischen pro-russischen Separatisten und Regierungstruppen in der Ukraine kamen Dutzende Zivilisten zu Tode. Beide Seiten hätten diese Verluste in Kauf genommen, rügt Amnesty International.
Verwundeter ukrainischer Soldat: Mindestens 25 getötete Zivilisten nach Angriffen

Verwundeter ukrainischer Soldat: Mindestens 25 getötete Zivilisten nach Angriffen

Foto: MANU BRABO/ AFP

Kiew - Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International beklagt in der jüngsten Eskalation des Ukraine-Konflikts ein rücksichtsloses Blutvergießen. Mindestens 25 Zivilisten auf beiden Seiten seien durch die Kämpfe seit Donnerstag ums Leben gekommen. Bei den jüngsten Gefechten in der umkämpften Ostukraine hätten prorussische Separatisten als auch ukrainische Regierungstruppen Raketen und Mörser in dicht besiedelte Gebiete gefeuert, sagte John Dalhuisen - zuständig bei Amnesty für Europa und Zentralasien - in London.

"Solche Angriffe sind ein Verstoß gegen das internationale Menschenrecht und können Kriegsverbrechen gleichkommen."

Separatistenführer Alexander Sachartschenko kündigte am Montag an, seine pro-russische Truppe im Donbass aufrüsten. Bis zu 100.000 neue Kämpfer sollen in der kommenden Woche mit Waffen versorgt werden, sagte er einem Bericht der BBC zufolge . Mit größerer Waffengewalt und einem neuen Kontingent wollen die pro-russischen Rebellen die Regierungstruppen aus den ostukrainischen Gebieten um Luhansk und Donezk drängen und die strategisch bedeutsame Stadt Debaltseve einnehmen.

Derweil spielt die US-Regierung von Präsident Barack Obama laut "New York Times"  mit dem Gedanken, auch Waffen an die Ukraine liefern zu wollen - Panzerabwehrraketen zum Beispiel. Das Planspiel des Weißen Haus käme einem Kursschwenk in der Außenpolitik gleich: Bisher hatte Washington die ukrainischen Truppen lediglich mit Nachtsicht-Geräten oder militärischer Kleidung ausgerüstet. Jedoch betonte eine Sprecherin der Obama-Regierung, über die öffentlich gewordenen Pläne sei noch keine Entscheidung gefällt worden.

Sicherheitsexperten bewerten einen solchen Strategiewechsel als weitere Stufe der Eskalation. Die deutsche Bundesregierung hingegen sieht eine erfolgreiche Lösung im Ukraine-Konflikt nur auf dem friedlichen Weg. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte mit Blick auf mögliche Waffenlieferungen der USA: "Es wird - das sage ich auch den amerikanischen Freunden, die sich überlegen, Waffen zu liefern - keine militärische Lösung dieses Konfliktes geben. Es wird allenfalls mehr Tote geben." Man müsse die Lösung dieses Konflikts durch Verhandlungen erreichen.

daf/Reuters/dpa
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