Berlin - Die Massenproteste in der Ukraine weiten sich immer weiter aus, zugleich verschärft sich die Konfrontation zwischen Demonstranten und der Regierung. Nachdem am Rande der Kundgebungen in Kiew am Wochenende mehr als hundert Menschen verletzt wurden, hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor Gewalt gegen friedliche Demonstranten gewarnt. Merkel forderte Präsident Wiktor Janukowitsch und dessen Regierung am Montag auf, "alles zu tun, um die freie Meinungsäußerung und das Recht auf friedliche Demonstrationen stets zu schützen".
Der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Seibert, sagte, von den Pro-Europa-Kundgebungen in der Ukraine gehe eine "sehr klare Botschaft" aus. "Es ist zu hoffen, dass auch Staatspräsident Janukowitsch diese Botschaft wahrnimmt." Seibert sagte, auch die Demonstranten müssten ihre Verantwortung wahrnehmen, "damit es zu keiner Eskalation kommt".
Deutschland sei weiterhin bereit, das von der Ukraine auf Eis gelegte Assoziierungsabkommen mit der EU zu unterzeichnen, betonte Seibert. Am Montag harrten etwa 5000 Menschen im Zentrum der ukrainischen Hauptstadt aus. Sie fordern den Rücktritt der Regierung. Boxweltmeister und Oppositionspolitiker Vitali Klitschko kündigte für diesen Dienstag ein Misstrauensvotum gegen Ministerpräsident Asarow im Parlament an. "Eure große Zahl und eure Stimmung geben uns Entschlossenheit - wir werden nicht innehalten", sagte Klitschko zu den Demonstranten, die auf dem Maidan Barrikaden und eine Zeltstadt errichtet hatten.
Der amtierende Außenminister Guido Westerwelle (FDP) sprach von einem "eindrucksvollen Bekenntnis" von Hunderttausenden Ukrainern zur Europäischen Union. "Das zeigt, dass das Herz der Menschen in der Ukraine europäisch schlägt." Westerwelle will am Donnerstag in Kiew an einem Ministertreffen der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) teilnehmen. Dabei könnte es auch Treffen mit der ukrainischen Opposition geben.
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Demonstration in Kiew: Kanzlerin Merkel warnte Präsident Janukowitsch vor dem Einsatz von Gewalt.
Barrikaden auf dem Unabhängigkeitsplatz: Tausende Demonstranten verbrachten die Nacht in Zelten. Sie forderten in Kiew den Rücktritt von Janukowitsch sowie einen Westkurs ihres Landes.
Protest in der Stadtverwaltung: Hunderte Protestierende hielten weiter die Gewerkschaftszentrale und das Rathaus in Kiew besetzt. Die Polizei rief sie auf, die Gebäude unverzüglich zu räumen.
Mit dem Megaphon vorm Rathaus: Oppositionsanhänger forderten ebenso den Rücktritt von Ministerpräsident Nikolai Asarow, dem engen Vertrauten von Staatschef Wiktor Janukowitsch.
Mit Musik gegen die Regierung: Der Protest innerhalb der Behörden verlief zumeist friedlich.
Gewaltsames Vorgehen auf der Straße: Mit Gas und Schlagketten griffen die Demonstranten dagegen draußen an. "Nieder mit der Gang", riefen die Demonstranten.
Steinewerfer gegen Tränengas: Gegen die Demonstranten, die am Sonntag gewaltsam versuchten, Ministerien zu stürmen, ging die Polizei mit Tränengas und Blendgranaten vor.
"Revolution!": Bei den Zusammenstößen von Randalierern und Polizei wurden mindestens 165 Menschen verletzt, wie ukrainische Behörden mitteilten.
Botschaft in Schwarz: "Freiheit" sprühte dieser Demonstrant am Sonntag, dem dritten Demo-Tag in Folge, auf den Metallzaun, den die Polizisten rund um den Präsidentenpalast gezogen haben.
Boxweltmeister Vitali Klitschko: Der Oppositionspolitiker führte den Demonstrationszug am Sonntag an. Er wirft der Regierung vor, der Ukraine den Traum von der europäischen Integration gestohlen zu haben.
Die Reihen fest geschlossen: Die Oppositionellen widersetzen sich einem Gerichtsurteil, das Demonstrationen auf dem Unabhängigkeitsplatz untersagte.
In die Europa-Flagge gehüllt: In den Protestzug am Sonntag mischten sich auch viele ältere Menschen und Familien mit Kindern.
Abgeschirmt: Zunächst riegelte die Polizei den zentralen Platz ab. Doch die Demonstranten setzten sich durch.
Ausharren in der kalten Nacht: Rund tausend Demonstranten hielten in der Nacht zum Sonntag in der Kiewer Innenstadt Wache.
Spuren der Nacht: Die Polizei hatte im Morgengrauen gewaltsam eine Demonstration von Europa-Befürwortern aufgelöst.
Gewaltsames Ende: Spezialeinheiten der Polizei stürmten am frühen Samstagmorgen den zentralen Unabhängigkeitsplatz der ukrainischen Hauptstadt.
Brutaler Einsatz: Regierungsgegner berichten zudem von Dutzenden Verletzten. Die Beamten hätten Schlagstöcke eingesetzt, hieß es.
Opfer des Polizeieinsatzes: Im Bild ist ein verletzter Fotograf der Nachrichtenagentur Reuters zu sehen.
Abkommen gescheitert: Nach jahrelangen Verhandlungen hatte der ukrainische Präsident Wiktor Janukowitsch einen Assoziierungspakt mit der EU platzen lassen.
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