Ukraine Ex-Ministerpräsidentin Timoschenko im Straflager

Die frühere ukrainische Ministerpräsidentin Julija Timoschenko ist in ein Gefangenenlager im ostukrainischen Charkiw gebracht worden. Sie soll dort ihre Strafe wegen angeblichen Amtsmissbrauchs von sieben Jahren Haft verbüßen.
Julija Timoschenko: Die frühere Regierungschefin sitzt nun in einem Straflager

Julija Timoschenko: Die frühere Regierungschefin sitzt nun in einem Straflager

Foto: SERGEI SUPINSKY/ AFP

Kiew - Am frühen Morgen brach der Konvoi auf. Julija Timoschenko wurde am Freitag in ein Straflager im ostukrainischen Charkiw verlegt. Ukrainischen Medien berichten, die frühere Ministerpräsidentin sei bereits im Lager angekommen, die Fahrt habe etwa drei Stunden gedauert. Sie sei mit einem Gefängnistransporter in die Kachanowski-Kolonie gebracht worden. Sie habe in einem Rollstuhl gesessen. Der Nachrichtenagentur Interfax zufolge sitzen in dem Frauenlager zwischen 800 und 1000 weibliche Häftlinge ein.

Der Sprecher der Gefängnisverwaltung in Kiew, Igor Andruschko, bestätigte, Timoschenko sei nicht mehr im Untersuchungsgefängnis Lukjanka. Die Oppositionspolitikerin hatte sich dort seit August befunden. Sie wurde im Oktober wegen angeblichen Amtsmissbrauchs zu sieben Jahren Haft verurteilt. In der vergangenen Woche lehnte ein Gericht in Kiew dann ihren Berufungsantrag ab. Die 51-Jährige soll ihrem Land beim Abschluss von Gasverträgen mit Russland Schäden in Millionenhöhe zugefügt haben. Timoschenko sieht sich hingegen als Opfer eines politischen Komplotts.

Der Prozess hatte international für viel Kritik gesorgt. Die EU und die USA haben der ukrainischen Führung vorgeworfen, die Verurteilung sei politisch motiviert, um eine Hauptkonkurrentin von Präsident Wiktor Janukowitsch auszuschalten.

Sorge um die Politikerin gab es auch angesichts ihres Gesundheitszustands. Timoschenko leidet nach Angaben ihres Umfelds an starken Rückenschmerzen und hat Probleme beim Laufen. Trotzdem wurde sie demnach regelmäßig verhört.

Feiertag der Orangen Revolution abgeschafft

Die ukrainische Regierung bescherte der Opposition an diesem Freitag einen weiteren Rückschlag: Sieben Jahre nach der prowestlichen Orangen Revolution schaffte Janukowitsch den Feiertag zu Ehren des demokratischen Protests ab. Statt am 22. November den "Tag der Freiheit" zu feiern, begeht die Ex-Sowjetrepublik künftig am 22. Januar den "Tag der orthodoxen Einigkeit und Freiheit", wie das Präsidentenamt mitteilte.

Mit der Orangen Revolution hatte das Volk 2004 gegen Fälschungen bei der Präsidentenwahl in der Ukraine demonstriert, nachdem der damalige Regierungschef Janukowitsch zum Sieger erklärt worden war. Timoschenko hatte damals die Proteste angeführt.

ler/dapd/AFP/dpa
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