Krieg gegen Separatisten Ukrainische Armee rekrutiert ausländische Kämpfer

Ukrainische Soldaten (in Debalzewe): Öffnung für ausländische Kämpfer
Foto: GLEB GARANICH/ REUTERSFreiwillige aus dem Ausland kämpfen schon seit Monaten im Donbass für die Ukraine und gegen die Truppen der prorussischen Separatisten - nun können sie auch legal Mitglied der Regierungsarmee werden. Das Parlament in Kiew hat in erster Lesung ein entsprechendes Gesetz angenommen.
"Durch die Ausländer, die den Streitkräften beitreten, verringern sich der Mobilisierungsbedarf bei Ukrainern und die Ausgaben für die Kampfteilnehmer, Invaliden und Hinterbliebenen", sagte Gesetzesautor Dmitri Timtschuk der Internetzeitung "Ukrainskaja Prawda". Das Gesetz muss noch in zweiter Abstimmung bestätigt werden.
Im Dezember hatte ein Vertreter des ukrainischen Generalstabs die Zahl der Freiwilligen aus dem Ausland, die auf ukrainischer Seite kämpfen, auf rund tausend Mann beziffert. Bislang werden sie ausschließlich in ukrainischen Freiwilligenverbänden eingesetzt. Die Kämpfer stammen aus zahlreichen Ländern. Eine größere Fraktion stammt aus Russland, eine signifikante Zahl stammt aus Tschetschenien. Die Kämpfer lehnen sowohl Russlands Präsidenten Wladimir Putin ab als auch dessen tschetschenischen Statthalter Ramsan Kadyrow.
Einer von ihnen heißt Adam Osmajew, vor zwei Jahren wurde er in der Ukraine verhaftet, weil er Attentatspläne gegen Russlands Staatschef geschmiedet haben soll. Die neue Regierung in Kiew ließ ihn laufen.
Berichten zufolge kämpfen auf der Seite der ukrainischen Anti-Terror-Operation aber auch Freiwillige aus vielen anderen Ländern, darunter aus EU-Staaten. Bekannt sind Fälle kroatischer Nationalisten, die sich ukrainischen Freiwilligenbataillonen angeschlossen haben.
Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs kämpfen alle Ausländer bislang ausschließlich in den Reihen der Freiwilligentrupps. Das soll sich mit dem neuen Gesetz ändern. Bislang können nur Staatsangehörige der Ukraine in Kiews Streitkräften dienen. Gleichzeitig verbietet die Verfassung aber eine doppelte Staatsbürgerschaft.
Nach Angaben des Gesetzes-Co-Autors Tymtschuk richtet sich die Neuregelung vor allem an Ausländer, die ihren bisherigen Pass nicht für den ukrainischen aufgeben wollen. Womöglich handelt es sich dabei also um eine Brücke, die Kiew ausländischen Nationalisten bauen will, die zwar in der Ukraine gegen die prorussischen Separatisten kämpfen wollen, ihre nationale Identität aber nicht aufgeben wollen.
Mit der Öffnung der Armee folgt die Ukraine ausgerechnet dem Rivalen Russland. Auch Moskau hat Anfang Januar seine Streitkräfte für Bürger aus dem Ausland geöffnet. Die russische Armee will insbesondere Bürger aus den ehemaligen Sowjet-Republiken integrieren.
Nemzow-Bericht: 220 russische Soldaten in der Ukraine getötet
Vertraute des Ende Februar ermordeten Kreml-Kritikers Boris Nemzow haben am Dienstag einen Bericht vorgelegt, der nach ihren Angaben "vollständige Beweise" für die Präsenz russischen Militärs in der Ukraine enthält. Dies widerspricht Angaben der Regierung, wonach keine aktiven russischen Soldaten in die Kämpfe verwickelt sind.
Die Unterstützung des Aufstands im Osten der Ukraine hat Russland demnach bisher mehr als eine Milliarde Dollar gekostet. Mindestens 220 russische Soldaten seien in den Kämpfen im Nachbarland getötet worden.
Der 64-seitige Bericht enthalte unter anderem Aussagen von "Schlüsselzeugen", sagte einer der Autoren, der Oppositionelle Ilja Jaschin, bei der Vorstellung des Papiers in Moskau. "Alle entscheidenden militärischen Siege" der prorussischen Separatisten in der Ostukraine seien "von regulären russischen Truppen gewährleistet" worden.
Der Bericht befasst sich mit der Rolle des Kreml und von Staatschef Putin im Ukraine-Konflikt und trägt den Titel "Putin - der Krieg". Er fußt auf Recherchen Nemzows, die dieser bis zu seiner Ermordung vorantrieb.
Dem Report zufolge wurden allein in der Schlacht um das Dorf Ilowaisk und in der Umgebung im vergangenen Sommer mindestens 150 russische Soldaten getötet. Ihre Angehörigen hätten drei Millionen Rubel (rund 50.000 Euro) Schmerzensgeld erhalten. Die Zahlung sei an die Bedingung geknüpft gewesen, dass sie nicht öffentlich über den Tod ihrer Familienmitglieder sprächen. Bei den Kämpfen um Debalzewe Anfang des Jahres seien mindestens 70 Russen umgekommen. Deren Angehörige hätten allerdings kein Geld bekommen.
In den meisten Fällen würden die russischen Soldaten formal zum Austritt aus der Armee gezwungen, ehe sie in die Ostukraine reisten, heißt es in dem Bericht. Russische Kämpfer erhielten dort umgerechnet bis zu 1600 Euro Sold im Monat.