Umbruch in der Ukraine
Maidan-Rat schlägt Jazenjuk als Regierungschef vor
Der Timoschenko-Anhänger Arsenij Jazenjuk soll Übergangs-Regierungschef der Ukraine werden. Für den Posten hat ihn der Maidan-Rat nominiert. Auf der Krim kam es zu Zusammenstößen zwischen Befürwortern und Gegnern einer Annäherung an Moskau. Putin lässt die Gefechtsbereitschaft seiner Armee prüfen.
Maidan-Rat nominiert Jazenjuk: Der Poliker erntet Pfiffe
Foto: AFP
Kiew - Nach dem Umsturz am Wochenende wird in der Ukraine eine Übergangsregierung vorbereitet: Vom sogenannten Maidan-Rat wurde nun Arsenij Jazenjuk für den Posten des Interims-Regierungschefs nominiert. Die prominenten Politiker Julija Timoschenko und Vitali Klitschko vermerkten die Sprecher der Demonstranten vom Unabhängigkeitsplatz hingegen nicht auf ihrer Liste.
Für die Kandidatur ernteten Jazenjuk und die Maidan-Sprecher jedoch auf dem Unabhängigkeitsplatz auch Pfiffe. Ihre Kritik: Der 39-Jährige stehe als ehemaliger Wirtschaftsminister nicht für einen echten Neuanfang. Dem Vorschlag des Rates muss das Parlament an diesem Donnerstag noch zustimmen.
Dem Kabinett soll auch der mutmaßlich gefolterte Regierungsgegner Dmitro Bulatow als Sportminister angehören. Der Kommandant des Protestlagers auf dem Maidan, Andrej Parubij, wird demnach Chef des Sicherheitsrates.
Seit Dezember 2012 führt Jazenjuk die Vaterlandspartei von Julia Timoschenko als Fraktionsvorsitzender im Parlament. Bis zu Timoschenkos Haftentlassung galt er aber nur als "Platzhalter" der charismatischen Politikerin. Nach der Rückkehr der 53-Jährigen gilt Jazenjuks Nominierung als Präsidentschaftskandidat als unwahrscheinlich. Die Kandidatur als Ministerpräsident gibt ihm nach Ansicht von Experten die Möglichkeit, aus ihrem Schatten zu treten.
Konflikte auf der Krim
Während die Krawalle in Kiew durch den Machtwechsel beendet sind, hat sich der Konfliktherd auf die Krim-Halbinsel verschoben: Bei Protesten kam es zwischen Befürwortern und Gegnern einer Annäherung an Russland zu Zusammenstößen.
Deutlich mehr als 10.000 Krimtataren demonstrierten vor dem Regionalparlament in Simferopol gegen eine Abspaltung der Autonomen Republik. Hingegen machten rund 4000 prorussische Demonstranten Stimmung für eine engere Anbindung der Krim an Moskau. Sicherheitskräfte sprachen von mindestens 30 Verletzten durch Stein- und Flaschenwürfe.
In Sewastopol, dem Stützpunkt der russischen Schwarzmeerflotte im Süden der Halbinsel, übernahm nach einer Straßenabstimmung der Russe Alexander Tschalyi das Bürgermeisteramt. Moskautreue Kräfte richteten Grenzposten an den Zugängen zur Stadt ein. Die Führung in Moskau fürchtet, dass ukrainische Nationalisten den Autonomie-Status beenden könnten.
Noch immer auf der Flucht befindet sich der gestürzte Präsident der früheren Sowjetrepublik: Wiktor Janukowitsch wurde zur internationalen Fahndung ausgeschrieben, ebenso der abgesetzte Innenminister Witali Sachartschenko. Nach ihnen wird wegen der Tötung Dutzender Demonstranten wegen "Massenmordes" gefahndet.