Machtkampf in der Ukraine
Demonstranten verstärken Barrikaden in Kiew
In der Ukraine rüsten sich die Regierungsgegner für neue Zusammenstöße mit der Polizei. Die Opposition verlangt den Rücktritt von Präsident Janukowitsch bis heute Abend. Ex-Premierministerin Timoschenko spricht von einem drohenden "Blutbad".
Kiew - Die Opposition in der Ukraine will den Sturz von Präsident Wiktor Janukowitsch erzwingen. Für den Donnerstag hat das Bündnis um Vitali Klitschko neue Großdemonstrationen angekündigt.
Er sei überzeugt, "dass in den nächsten Tagen so viele Menschen wie noch nie seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion in der Ukraine auf die Straße gehen", schrieb Klitschko in einem Gastbeitrag für die "Bild"-Zeitung. Sie würden "Janukowitsch zeigen, dass unser Freiheitsdrang größer ist als die Angst vor seinen Scharfschützen!".
Bereits in der Nacht harrten Tausende Regierungsgegner im Zentrum Kiews aus. Die Demonstranten wollen der drohenden Räumung ihres Protestlagers vorbeugen. Innerhalb weniger Stunden erhöhten sie die Barrikaden um den Maidan - den Unabhängigkeitsplatz in Kiew - durch Säcke, die mit Schnee gefüllt sind. Die Zugänge des Protestlagers wurden verengt und von Aktivisten bewacht, so dass sich bei Temperaturen von minus zehn Grad teils lange Schlangen bildeten. Zudem steckten sie Autoreifen rund um den Platz in Brand.
Foto: Roman Pilipey/ dpa
Fotostrecke
Unruhen in Kiew: Klitschko setzt Ultimatum
In der Umgebung des Maidan rissen Einsatzkräfte Barrikaden nieder und nahmen mehrere Demonstranten fest, bevor die Regierungsgegner sich wieder sammelten. Einige von ihnen warfen Molotow-Cocktails und Steine und setzten Reifen in Brand. Die Polizei setzte Tränengas, Gummigeschosse und Blendgranaten ein, Journalisten zufolge wurden am Boden liegende Demonstranten mit Knüppeln und Tritten malträtiert.
Mehrere Oppositionspolitiker, darunter Klitschko und der ehemalige Außenminister Arsenij Jazenjuk, hatten sich zuvor mehr als drei Stunden lang mit Janukowitsch getroffen, um ein Ende der Gewalt zu erreichen. Die Gespräche seien ergebnislos verlaufen, hieß es im Anschluss.
Am Mittwoch waren nach Angaben von Ärzten fünf Menschen getötet und 300 weitere verletzt worden. Die Behörden bestätigten bislang drei Todesopfer. Die Opposition wirft den Sicherheitskräften vor, sie hätten gezielt Jagd auf Regierungsgegner gemacht.
5 BilderUnruhen in Kiew: Klitschko setzt Ultimatum
1 / 5
Die Regierungsgegner in Kiew wollen der drohenden Räumung ihres Protestlagers vorbeugen. Tausende Menschen harrten auf dem Maidan aus, sie verstärkten die Barrikaden rund um den Unabhängigkeitsplatz.
Foto: Roman Pilipey/ dpa
2 / 5
Einige gewaltbereite Demonstranten warfen Molotow-Cocktails und Steine und setzten Reifen in Brand.
Foto: Sergey Dolzhenko/ dpa
3 / 5
Über der Innenstadt von Kiew steht dichter schwarzer Rauch, immer wieder liefern sich Regierungsgegner Scharmützel mit Sicherheitskräften.
Foto: AP/dpa
4 / 5
Die Demonstranten haben die Barrikaden in der Nacht durch Säcke verstärkt, die mit Schnee gefüllt sind. Die Zugänge des Protestlagers wurden verengt und von Aktivisten bewacht.
Foto: AP/dpa
5 / 5
Oppositionsführer Vitali Klitschko hat seine Anhänger zum Widerstand gegen Präsident Wiktor Janukowitsch aufgerufen. Er sei überzeugt, "dass in den nächsten Tagen so viele Menschen wie noch nie seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion in der Ukraine auf die Straße gehen".