

Donezk/Moskau - Die ersten Lastwagen des russischen Konvois haben nach einem Bericht der Agentur Interfax die ostukrainische Stadt Luhansk erreicht. Die prorussischen Separatisten richteten demnach mehrere Stellen für die Verteilung der Hilfsgüter ein.
Die Großstadt mit mehr als 200.000 Einwohnern ist nach Darstellung der örtlichen Behörden seit fast drei Wochen ohne Strom und Wasser.
Russlands Präsident Wladimir Putin machte in einem Telefonat mit Kanzlerin Angela Merkel deutlich, dass sein Land bei der Entscheidung über die Entsendung des Konvois nicht länger habe warten können. Das erklärte das Präsidialamt in Moskau. Zugleich habe er sich über die militärische Eskalation in der Ostukraine besorgt gezeigt.
Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton verurteilte die russische Entscheidung, den Hilfskonvoi ohne Begleitung des Roten Kreuzes und ohne Zustimmung der Ukraine in das Nachbarland geschickt zu haben. Russland habe damit eine Grenzverletzung begangen und müsse die Entscheidung zurücknehmen, sagte ihr Sprecher.
Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko kritisierte die eigenmächtige Einfahrt des russischen Hilfskonvois als Bruch des Völkerrechts. Er rief Russland auf, die Lage wieder in Einklang mit dem Recht zu bringen. Er wolle eine Verschlechterung der Situation verhindern, betonte Poroschenko. Der Chef des ukrainischen Inlandsgeheimdienstes SBU, Valentin Naliwaitschenko, sprach gar von einer "direkten Invasion" Moskaus. Man werde allerdings den Konvoi nicht angreifen, um "Provokationen" zu vermeiden.
Zoll: Alle 280 Lastwagen haben Grenze passiert
Der russische Zoll beendete derweil die Abfertigung des Konvois. "Alle 280 Lastwagen sind auf die ukrainische Seite gefahren", sagte Sprecher Rajan Fakuschin der Agentur Interfax. Die Führung in Kiew warf der russischen Seite vor, die ukrainischen Zöllner von der Kontrolle der Ladung ausgeschlossen zu haben.
Das Außenministerium in Moskau hatte zuvor mitgeteilt: "Wir ertragen die offenen Lügen und die Weigerung, eine Einigung zu erzielen, nicht länger - Russland hat beschlossen zu handeln." Der Konvoi starte "in Richtung Luhansk". Präsident Wladimir Putin sei darüber unterrichtet worden, zitierte die Nachrichtenagentur Ria Nowosti Putins Sprecher.
Die Kolonne mit rund 2000 Tonnen Lebensmitteln war am 12. August in Moskau losgefahren und hatte danach tagelang an der Grenze gestanden. Von ukrainischer Seite war anfangs der Verdacht geäußert worden, in den Lastwagen könnten auch Waffen für die Separatisten versteckt sein.
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Russischer Lkw bei der Grenzüberquerung: Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton verurteilte die russische Entscheidung, den Hilfskonvoi ohne Begleitung des Roten Kreuzes und ohne Zustimmung der Ukraine in das Nachbarland geschickt zu haben. Russland habe damit eine Grenzverletzung begangen.
Die ersten russischen Lastwagen rollten am Freitagvormittag durch die Ukraine. Am Nachmittag kamen die ersten Trucks in der Großstadt Luhansk an.
Menschen in der Ostukraine bejubeln die Lastwagen nach ihrer Einreise. Sie hoffen auf humanitäre Hilfe aus Russland.
Fast eine Woche lang steckte die Kolonne mit insgesamt 287 Lastwagen an der Grenze fest - dann öffnete sich das Tor in die Ukraine.
Ukrainische Grenzbeamte hatten die Lastwagen tagelang durchsucht. Nun fährt die Kolonne ohne die Genehmigung der Regierung in Kiew weiter.
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Das friedliche Bild täuscht - der Chef des ukrainischen Geheimdienst wertet das russische Vorgehen als direkte Invasion der Ukraine.
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