Konflikt mit Russland Ukrainischer Präsident Poroschenko setzt auf Merkel

Angela Merkel, Petro Poroschenko
Foto: Getty Images/ Bundesregierung/ Sandra SteinsSeit der gewaltsamen Auseinandersetzung im Asowschen Meer am Sonntag spitzt sich die Krise zwischen der Ukraine und Russland weiter zu. Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hat bereits vor einigen Tagen vor einem Krieg mit dem Nachbarland gewarnt - und hofft nun in dem Konflikt auf Hilfe von Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Sie sei eine große Freundin der Ukraine, sagte Poroschenko der "Bild"-Zeitung. "Im Jahr 2015 hat sie durch ihre Verhandlungen in Minsk schon einmal unser Land gerettet, wir hoffen darauf, dass sie uns zusammen mit unseren anderen Alliierten noch einmal so sehr unterstützt." Zugleich habe er die Nato um Unterstützung gebeten und Marineschiffe für das Asowsche Meer an der Halbinsel Krim gefordert, sagte Poroschenko. Auch US-Präsident Donald Trump sprach sich dafür aus, dass Merkel in dem Konflikt vermittelt.
Merkel hat sich bereits in den Konflikt eingeschaltet und am Montag erst mit dem ukrainischen Staatschef Poroschenko und dann mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin telefoniert.
Infrastrukturminister wirft Russland Hafen-Blockade vor
Am Sonntag hatte die russische Küstenwache Patrouillenbooten der ukrainischen Marine die Durchfahrt in der Meerenge von Kertsch vor der Krim verweigert. Die drei ukrainischen Schiffe wurden aufgebracht. Es fielen dabei auch Schüsse von russischer Seite.

24 Matrosen der ukrainischen Marine wurden festgenommen. Mittlerweile wurde gegen alle von ihnen Untersuchungshaft angeordnet. Ihnen wird illegaler Grenzübertritt vorgeworfen. Bei einem Prozess in Russland drohen ihnen bis zu sechs Jahre Haft. Poroschenko forderte erneut: "Putin muss unsere Soldaten sofort freilassen und gleichzeitig das Meer freimachen für den internationalen Schiffsverkehr."
Der ukrainische Infrastrukturminister Wolodymyr Omeljan wirft Russland zudem eine Blockade ihrer beiden großen Häfen Mariupol und Berdjansk im Asowschen Meer vor. Allein 18 Schiffen, die in die beiden Häfen einlaufen wollten, werde von Russland die Zufahrt ins Asowsche Meer verweigert, teilte Omeljan auf Facebook mit. Andere Schiffe könnten nicht herausfahren. Insgesamt seien 35 Schiffe betroffen. Nur Schiffe, die russische Häfen anliefen, dürften hineinfahren. Russland wolle damit die Ukraine aus ihrem eigenen Territorium vertreiben.
Putin machte die Ukraine mit Blick auf die nächstes Frühjahr dort anstehenden Wahlen für die neuerlichen Spannungen verantwortlich. Poroschenko wies dies in der "Bild" erneut zurück.
Konflikt wird Thema beim G20-Gipfel
Merkel hat seit 2014 viel Zeit in eine Eindämmung des Krieges in der Ostukraine investiert, wo Moskau die Separatisten weiter militärisch unterstützt und schützt. Ihre Bemühungen gemeinsam mit den französischen Präsidenten François Hollande und später Emmanuel Macron brachten aber keinen Durchbruch, auch wenn 2015 in Minsk eine Friedensregelung vereinbart wurde.
Der neuerliche Konflikt soll auch Thema beim anstehenden G20-Gipfel in Buenos Aires sein. Das vereinbarten US-Präsident Trump und sein türkischer Kollege Recep Tayyip Erdogan bei einem Telefonat am Mittwoch. Beide äußerten nach Angaben des Weißen Hauses in Washington "ihre tiefe Sorge" über die Eskalation.
Auf Trumps Programm beim Gipfel der führenden Wirtschaftsmächte am Freitag und Samstag steht auch ein Gespräch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Trump hatte das Treffen aber zuletzt infrage gestellt. Putin ging am Mittwoch davon aus, dass er mit seinem US-Kollegen zusammentreffen wird. Kremlsprecher Dmitri Peskow hatte gesagt: "Die Vorbereitung geht weiter, das Treffen ist abgestimmt."