Umsturz in der Ukraine
Die letzten Stunden von Präsident Janukowytsch
Vor einem Jahr stürzten die Ukrainer ihren Präsidenten Wiktor Janukowytsch. Im SPIEGEL schildert der damalige Innenminister Witalij Sachartschenko erstmals die dramatischen Stunden von Kiew.
Gestürzter Staatschef Janukowytsch: Überstürzte Flucht aus Kiew
Foto: MAXIM SHEMETOV/ REUTERS
Moskau - Der vor einem Jahr gestürzte ukrainische Ex-Präsident Wiktor Janukowytsch wurde Opfer seiner eigenen Unentschiedenheit. So schildert der nach Moskau geflüchtete damalige Innenminister Witalij Sachartschenko dem SPIEGEL den dramatischen Umsturz in Kiew.
In einem Telefonat am Freitag, dem 21. Februar 2014, dem Tag des Abkommens und der Flucht Janukowytschs, habe er dem Präsidenten von weiterem Blutvergießen abgeraten. "Sie haben all die Tage keinen Schießbefehl erteilt, dann macht es jetzt schon gar keinen Sinn mehr", habe er Janukowytsch gesagt. Stattdessen habe Sachartschenko vorgeschlagen, die Truppen des Innenministeriums aus der Stadt abzuziehen. "Ich bin einverstanden. Es gibt keine Alternative", habe Janukowytsch geantwortet. Er floh daraufhin aus der Stadt. (Lesen Sie hier die ganze Geschichte im neuen SPIEGEL.)
Der russische Top-Diplomat Wladimir Lukin, den Putin vor einem Jahr als Sondergesandten nach Kiew geschickt hatte, widerspricht der Darstellung Kreml-naher Medien, wonach die Protestbewegung auf dem Maidan von westlichen Geheimdiensten gesteuert worden sei. "In der Ukraine war eine revolutionäre Situation entstanden", sagt Lukin, damals Putins Menschenrechtsbeauftragter, "die Menschen waren vor allem unzufrieden mit ihrem Leben und der bodenlosen Korruption".
Lukin und Sachartschenko ließen sich im SPIEGEL erstmals von einem westlichen Medium zu den Vorgängen auf dem Maidan vor einem Jahr interviewen.