Erschossener Journalist Ukrainischer Regierungschef macht Russland für Mord verantwortlich

Regierungschef Wolodymyr Hrojsman
Foto: Sergei Chuzavkov/ APAnmerkung: Dieser Text basiert auf Meldungen über die Ermordung von Arkadij Babtschenko. Der für tot erklärte Kriegsjournalist ist jedoch am Leben. Er erschien am Mittwoch in Kiew auf einer Pressekonferenz des ukrainischen Geheimdienstes SBU. Alle Entwicklungen verfolgen Sie hier.
Warum musste der russische Journalist Arkadij Babtschenko sterben? Der ukrainische Ministerpräsident Wolodymyr Hrojsman gibt Moskau die Schuld an dem Tod des Kremlkritikers in Kiew. "Ich bin überzeugt, dass die russische totalitäre Maschinerie ihm seine Ehrlichkeit und Prinzipientreue nicht verziehen hat", schrieb Hrojsman auf Facebook.
Der im ukrainischen Exil lebende Journalist und Schriftsteller war am Dienstag vor seiner Kiewer Wohnung von einem Unbekannten erschossen worden. Er hatte in seinen Artikeln die Annexion der Halbinsel Krim durch Russland und den verdeckten russischen Krieg in der Ostukraine kritisiert. Die Suche der ukrainischen Polizei nach dem Täter verlief bis Mittwochmittag ergebnislos.
Der Fall gehört zu einer Kette ungeklärter Morde an russischen Dissidenten in der Ukraine. Es sei traurigerweise Mode geworden, nach solchen Vorfällen sofort Russland zu beschuldigen, sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow in Moskau. Das liege daran, dass sich die Ukraine "einer völligen Straffreiheit seitens ihrer westlichen Aufpasser" erfreue, unterstellte er. Der Kreml verurteilte die Ermordung "scharf".

Arkadij Babtschenko
Foto: Jörg Carstensen/ dpaBevor er Moskau verließ, hatte Babtschenko für die oppositionelle Zeitung "Nowaja Gaseta" und den liberalen Radiosender Moskauer Echo gearbeitet. Zuletzt arbeitete er von Kiew aus für den krimtatarischen ukrainischen Sender ATR und betrieb einen sehr aktiven Internetblog.
Babtschenko hatte sich als unerschrockener und bisweilen aggressiver Kritiker der russischen Politik profiliert. Dem Kreml warf er immer wieder vor, Oppositionelle zu ermorden und die Kriege in der Ostukraine und in Syrien zu schüren.
Der "Nowaja-Gaseta"-Journalist Pawel Kanigin bezeichnete Babschenkos Ermordung als "Terroranschlag auf die Journalisten sowohl in Russland als in der Ukraine". Der Anschlag habe "dem Ehrlichsten, Lautesten und Tapfersten von uns" gegolten.
Die ukrainischen Ermittler vermuteten ebenfalls, dass die Tat in Verbindung mit der Arbeit Babschenkos stehe. Ein Mitarbeiter des ukrainischen Innenministers verdächtigte in einem Facebook-Eintrag Moskau: "Das Putin-Regime zielt auf diejenigen ab, die es nicht brechen oder einschüchtern kann", schrieb Anton Geraschtschenko.
Video: Jagd auf Putins Feinde