Umfrage Viele Iraker billigen Anschläge auf Alliierte

Seit der Invasion im Frühjahr 2003 bemühen sich die alliierten Truppen im Irak, die Bevölkerung auf ihre Seite zu bringen. Der Erfolg scheint mehr als dürftig: Mehr als eine Million Iraker sollen nach einer Umfrage Selbstmordanschläge auf ausländische Truppen für gerechtfertigt halten.

London - Nach der geheimen Umfrage im Auftrag des britischen Militärs würden im Landesdurchschnitt 45 Prozent der Iraker Angriffe auf ausländische Soldaten unterstützen, während weniger als ein Prozent glaubt, der Einsatz der Alliierten würde helfen, die Sicherheitslage zu verbessern. Das berichtet die konservative britische Zeitung "Daily Telegraph" in ihrer Sonntagsausgabe unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in London.

In einigen Landesteilen des Irak fällt das Ergebnis der Umfrage noch verheerender aus. Dort würden sogar 65 Prozent der Bevölkerung Anschläge auf Koalitionstruppen befürworten. 82 Prozent der Befragten hätten darüber hinaus erklärt, sie seien heftige Gegner einer Anwesenheit der Soldaten im Land.

Die Umfrage sei von einer irakischen Gruppe von Wissenschaftlern im Auftrag des britischen Verteidigungsministeriums durchgeführt worden. Die Zeitung machte keine Angaben zur Zahl der Befragten. Die Ergebnisse demonstrierten nach mehr als zweieinhalb Jahren Okkupation die wahre Stärke der anti-westlichen Gefühle im Irak, schrieb das Blatt. Zudem zeige sich, dass es der von den USA geführten Koalition nicht gelungen sei, "die Herzen und Köpfe der irakischen Bevölkerung zu gewinnen, was Tony Blair und George W. Bush als Voraussetzung für den Aufbau eines sicheren Landes ansahen".

Großbritannien hat rund 8000 Soldaten im Süden des Irak stationiert. 97 britische Soldaten wurden seit Beginn des Einsatzes 2003 getötet. Die USA haben rund 149.000 Soldaten in dem Land. Von ihnen wurden bislang knapp 2000 Soldaten getötet.

Die Umfrageergebnisse verdeutlichten ein völliges Versagen der britischen Irak-Politik, sagte der Verteidigungsexperte der oppositionellen Konservativen, Andrew Robathan, der Zeitung. Die US-geführte Koalition im Irak sei mittlerweile "Teil des Problems und nicht seine Lösung". Die Konservativen befürworteten zwar keinen übereilten Rückzug, jedoch müsse angesichts der ablehnenden Haltung der Iraker die Frage gestellt werden "Was machen wir da?".

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