Umfrage Vor allem Deutsche misstrauen Muslimen
Washington - Sieben von zehn Deutschen, das ist der höchste Prozentsatz in allen westlichen Ländern, hält die Beziehungen zwischen Muslimen und den westlichen Ländern für allgemein schlecht. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des US-Forschungszentrums Pew. In Frankreich äußerten sich 66 Prozent in diesem Sinne, in den USA 55 Prozent.
Eine grundsätzlich positive Einstellung gegenüber Muslimen haben nur 36 Prozent der Deutschen und sogar nur 29 Prozent der Spanier. In Frankreich sind es hingegen 65 Prozent, in Großbritannien 61 Prozent, in den USA 54 Prozent. 93 Prozent der Deutschen zeigten sich zudem grundsätzlich besorgt über einen wachsenden Extremismus in der islamischen Welt.
Eine Mehrzahl der Deutschen und Spanier glaubt der Umfrage zufolge auch, dass Demokratie in den meisten islamischen Ländern nicht funktioniert. Sie sind der Ansicht, es gebe einen grundsätzlichen Widerspruch zwischen dem Leben eines gläubigen Muslims und dem einer modernen westlichen Gesellschaft. So meinten 73 Prozent der 902 befragten Deutschen, darunter 413 Muslime, dass es den muslimischen Ländern wirtschaftlich besser gehen würde, wenn sie moderner eingestellt wären. Die muslimischen Minderheiten in westlichen Ländern sehen indessen keinen grundsätzlichen Widerspruch zwischen den beiden Lebensweisen.
Die Schuld für das schlechte Verhältnis zwischen westlicher und muslimischer Welt schiebt man sich gegenseitig zu: "In den westlichen Ländern werden die Muslime verantwortlich gemacht, in den muslimischen Ländern und unter den Muslimen in Europa wird den Bürgern des Westens die Schuld gegeben", resümiert Pew-Direktor Andrew Kohut. Dies gilt etwa für den Karikaturenstreit vom vergangenen Frühjahr. Hier machen 62 Prozent der Deutschen muslimische Intoleranz für die Eskalation verantwortlich. 71 Prozent der Muslime in Deutschland sehen die Schuld im mangelnden Respekt des Westens für den Islam.
Da verwundert es nicht, dass beide Seiten wenig Wertschätzung füreinander haben. Die Pew-Studie belegt, dass Muslime ebenso wie Menschen im Westen ihre Vorurteile über die jeweils andere Seite eifrig pflegen. Die Bürger der USA und Europas betrachten Muslime häufig als gewalttätig, intolerant oder fanatisch. Muslime ihrerseits halten insbesondere die Menschen aus den USA und Europa für selbstsüchtig, unmoralisch und habgierig.
Insgesamt wurden von März bis Mai dieses Jahres 14.000 Menschen in 13 Ländern befragt.
fok/AFP