Umstrittenes Sparprogramm Athener bespucken griechische Parlamentarier

Die Griechen werden immer wütender über die harten Sparmaßnahmen ihrer Regierung. Jetzt werden die Proteste der Bewegung "Empörter Bürger" sogar gewalttätig: Demonstranten bespuckten Abgeordnete - Polizisten mussten die Politiker schützen.
Polizisten versuchen am Mittwoch Demonstranten in Athen zurückzudrängen

Polizisten versuchen am Mittwoch Demonstranten in Athen zurückzudrängen

Foto: Simela Pantzartzi/ dpa

Athen - Heftige Szenen spielten sich in der Nacht zum Mittwoch vor dem Parlamentsgebäude in Athen ab: Als Abgeordnete das Gebäude verlassen wollten, wurden sie von Demonstranten bespuckt und beschimpft.

Mitglieder der vor allem übers Internet organisierten Bewegung "Empörter Bürger" schlugen auf die Autos der Parlamentarier ein. Wie griechische Medien zeigten, mussten Feuerwehrleute und Polizisten die Abgeordneten schützen. Eine Abgeordnete flüchtete nach TV-Informationen und verstauchte sich den Fuß.

Wegen der harten Sparmaßnahmen gibt es seit Monaten Streiks und Demonstrationen im Land. Die Wut der Straße richtet sich gegen die Politiker und die Sparauflagen von Internationalem Währungsfonds ( IWF), EU und Europäischer Zentralbank (EZB).

"Die pauschale Abwertung von Institutionen und Personen untergräbt das parlamentarische System", sagte der griechische Parlamentspräsident Filippos Petsalnikos. Die Geschichte zeige, dass das Klima einer allgemeinen Ablehnung der Parlamentarischen Republik immer "tragische Konsequenzen für das Volk hatte", warnte er.

Griechen fordern Rücktritte sämtlicher Politiker

Am Vorabend waren den siebten Tag in Folge mehrere Tausend Menschen auf die Straßen in Athen gegangen, um gegen das Sparprogramm der sozialistischen Regierung zu protestieren. Sie versammelten sich auf dem zentralen Syntagma Platz und skandierten "Diebe, Diebe" in Richtung des Parlaments.

An den Demonstrationen beteiligten sich Menschen aus allen Schichten. Auch Autonome und Anhänger des 1974 abgesetzten Königs Konstantin sowie Arbeitslose und Studenten waren darunter. Viele Menschen forderten den Rücktritt sämtlicher Politiker.

Die Demonstrationen sollten auch am Mittwochabend fortgesetzt werden. Die Bewegung der "Empörten Bürger" plant, auch auf anderen Plätzen Athens und in anderen Städten des Landes zu Versammlungen aufzurufen.

Athen verhandelt unterdessen weiter um dringend benötigte Finanzhilfen. Eine Expertenrunde von EU-Kommission, EZB und IWF prüft seit Wochen, ob das Land im laufenden Jahr genug spart, um bald eine neue Kredittranche von zwölf Milliarden Euro aus dem laufenden Rettungsprogramm zu erhalten. Nach Angaben von EU-Währungskommissar Olli Rehn stehen schon im laufenden Monat "schwierige Entscheidungen" an.

lgr/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten