Giftgasangriff von Damaskus Uno-Inspektoren haben offenbar Indizien für Assads Schuld

Ein US-Angriff auf Syrien ist vorerst vom Tisch. Doch die Uno-Inspektoren sollen Hinweise dafür haben, dass das Assad-Regime für den Giftgasangriff auf Vororte von Damaskus verantwortlich ist. Der Experten-Bericht könnte die Verhandlungsposition der USA gegenüber Russland stärken.
Uno-Inspektor in Syrien: "Die Beweise werden eine Geschichte erzählen"

Uno-Inspektor in Syrien: "Die Beweise werden eine Geschichte erzählen"

Foto: Local Commitee Of Arbeen/ dpa

New York - Am Montag sollen die Uno-Inspektoren ihren Bericht zum Giftgasangriff auf Vororte der syrischen Hauptstadt Damaskus vorlegen. Laut ihrem Mandat dürfen die Kontrolleure um den Schweden Åke Sellström nur feststellen, ob bei der Attacke am 21. August wirklich Chemiewaffen eingesetzt wurden - nicht aber von wem. Dennoch gehen westliche Diplomaten bei den Vereinten Nationen davon aus, dass der Bericht das Assad-Regime indirekt für den Angriff verantwortlich machen wird, bei dem Hunderte Zivilisten getötet wurden.

Westliche Diplomaten erwarten, Sellströms Bericht werde die Behauptungen der USA bestätigen, dass das Nervengas Sarin zum Einsatz kam. Diese Tatsache würde indirekt das Assad-Regime beschuldigen, da keine Rebellengruppe im Besitz dieser Chemiewaffe ist. Auch werde der Bericht die Flugbahn der eingesetzten Projektile nachzeichnen. Daraus werde hervorgehen, dass die Raketen aus Gegenden abgefeuert wurden, die von Regierungstruppen kontrolliert werden. "Wir erwarten, dass die Beweise eine Geschichte erzählen werden", sagte ein Uno-Diplomat der Nachrichtenagentur Reuters.

Vieles hänge davon ab, wie Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon mit dem Bericht umgeht. "Sellström wird niemanden beschuldigen, aber keiner kann den Generalsekretär daran hindern, die Fakten zu interpretieren und zu sagen, dass die Vorwürfe in eine ganz bestimmte Richtung zeigen", sagte ein westlicher Diplomat in New York.

Syriens Regime soll Giftgasbestände verteilt haben

Der Bericht könnte Washingtons Verhandlungsposition in den laufenden Gesprächen mit Moskau stärken. USA und Russland beraten derzeit darüber, wie genau das syrische Chemiewaffenarsenal unter internationale Kontrolle gestellt werden soll. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte gesagt, er habe jeden Grund zu glauben, dass die Rebellen für den Giftgaseinsatz verantwortlich sind. Am Donnerstag hat Assad offiziell den Beitritt seines Landes zur Chemiewaffenkonvention beantragt.

In jedem Fall wird die Überwachung der Chemiewaffen in Syrien äußerst schwierig. Das "Wall Street Journal" berichtet unter Berufung auf US-Geheimdienste, dass eine syrische Spezialeinheit die Bestände auf mindestens 50 verschiedene Stützpunkte im ganzen Land verteilt habe. "Wir wissen heute viel weniger als vor sechs Monaten darüber, wo die Chemiewaffen sind", sagte ein US-Beamter. Die Vereinigten Staaten gehen davon aus, dass Damaskus über mindestens tausend Tonnen chemischer und biologischer Kampfstoffe verfügt - "es könnten aber auch mehr sein".

syd/Reuters
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren