Zentralafrika Uno warnt vor Genozid an muslimischer Minderheit

Vertreibung und Ermordung der muslimischen Bevölkerung in der Zentralafrikanischen Republik: Die Uno warnt vor einer "ethnischen Säuberung" durch christliche Milizen. Der Anteil der Muslime sei wegen der Massenflucht enorm zurückgegangen - auf zwei Prozent.
Muslimische Kinder auf der Flucht in einem Lkw: Großteil der muslimischen Minderheit aus Angst vor christlichen Milizen geflohen

Muslimische Kinder auf der Flucht in einem Lkw: Großteil der muslimischen Minderheit aus Angst vor christlichen Milizen geflohen

Foto: SIEGFRIED MODOLA/ REUTERS

Genf - Die Vereinten Nationen warnen vor einer "ethnischen Säuberung" in der Zentralafrikanischen Republik. Fast die gesamte muslimische Minderheit sei aus Angst vor Angriffen christlicher Milizen geflohen, erklärte der Uno-Sonderberater für die Vorbeugung von Völkermord, Adama Dieng, am Montag in Genf. "Wenn diejenigen, die diese schweren Verbrechen verüben, dafür nicht zur Rechenschaft gezogen werden, ist die Vermeidung eines Genozids unwahrscheinlich", fügte der ehemalige Bevollmächtigte des Internationalen Strafgerichtshofs für Ruanda hinzu.

Mit dem Sturz von Präsident François Bozizé durch die überwiegend muslimischen Seleka-Rebellen vor einem Jahr ist in der Zentralafrikanischen Republik ist eine Spirale der Gewalt zwischen muslimischen und christlichen Milizen in Gang gesetzt worden. Die christlichen Anti-Balaka-Milizen reagierten mit andauernden Racheaktionen. Tausende Menschen wurden getötet, ein Viertel der 4,6 Millionen Einwohner floh vor der Gewalt.

Dieng sprach sich für Ermittlungen durch die Chefanklägerin Fatou Bensouda beim Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag aus. Außerdem solle es ab Montag eine Uno-mandatierte Untersuchung in der Zentralafrikanischen Republik geben, "um sicherzustellen, dass die Verantwortlichen für diese Gräueltaten der Justiz nicht entkommen". Der Bevölkerungsanteil der Muslime in der Zentralafrikanischen Republik sei infolge der Massenflucht von bislang 10 bis 15 Prozent auf zwei Prozent zurückgegangen.

Derzeit sind 6000 Soldaten der Afrikanischen Union sowie 2000 französische Soldaten in der Zentralafrikanischen Republik im Einsatz. Doch ihnen ist es bislang nicht gelungen, den Bürgerkrieg zu stoppen. Die Europäische Union hat zugesagt, bis zu tausend Soldaten zu stellen. Im Hauptquartier der Mission sollen auch Bundeswehrsoldaten stationiert werden.

Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon empfahl zuletzt, knapp 12.000 Blauhelm-Soldaten und Polizisten in die frühere französische Kolonie zu entsenden. Es werde aber sechs Monate dauern, bis eine Uno-Friedensmission vor Ort mit ihrer Arbeit beginnen könne. Dieng appellierte am Montag an "jeden Staat mit entsprechenden Möglichkeiten", sich an der "Rettung der Menschen in der Zentralafrikanischen Republik" zu beteiligen.

sun/AFP
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