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Verdächtiger Waffenfund: Kriegsgerät zwischen Zuckersäcken

Foto: CARLOS JASSO/ REUTERS

Jährlicher Prüfbericht Nordkorea trickst Sanktionssystem der Uno aus

Nordkorea umgeht offenbar systematisch die Sanktionen der Vereinten Nationen. Einem Uno-Bericht zufolge beschafft sich Pjöngjang mit allerlei Tricks verbotene Waren. Diplomatische Vertretungen des Kim-Regimes sind demnach in Waffenhandel verstrickt.

Seoul - Der Fall sorgte im vergangenen Jahr für Schlagzeilen: Panama stoppte das nordkoreanische Frachtschiff "Chong Chon Gang" im Panamakanal, weil an Bord unter Tausenden Tonnen Zucker Rüstungsgüter versteckt waren - unter anderem Raketenteile, zwei Flugzeuge vom Typ MiG-21, mehrere Jet-Motoren und Munition aus Kuba. Die Waffen waren nicht deklariert. Havanna erklärte damals, sie sollten lediglich in Nordkorea repariert und anschließend zurück auf die Karibikinsel gebracht werden. Die Behörden vermuteten jedoch Waffenhandel.

Nun heißt es in einem Uno-Bericht, Botschaften Nordkoreas seien in den geplanten Deal involviert gewesen. Die Vertretungen in Kuba und Singapur stünden unter dem Verdacht, die illegale Schiffsladung organisiert zu haben. Den Bericht haben acht Mitarbeiter der Uno erstellt. Er gehört zur jährlichen Überprüfung, ob Nordkorea die verschiedenen Ebenen der Uno-Sanktionen einhält, die als Antwort auf das Atomprogramm gegen das Regime von Kim Jong Un in Pjöngjang verhängt worden waren.

Aus dem 127 Seiten langen Papier geht laut der Nachrichtenagentur Reuters hervor, dass eine Firma namens Chinpo Shipping in Singapur im selben Gebäude ansässig ist wie die nordkoreanische Botschaft. Sie soll als Vertreter des Unternehmens in Pjöngjang gehandelt haben, das die "Chong Chon Gang" unterhielt. Mitarbeiter der nordkoreanischen Botschaft auf Kuba sollen die Verschiffung der verbotenen Fracht eingefädelt haben.

Die Besatzung saß mehr als ein halbes Jahr im Gefängnis in Panama. Erst im Januar ordnete ein Gericht die Freilassung von 32 der 35 Crew-Mitglieder an. Die Führungsriege ist weiter in Haft. Die "Chong Chon Gang" hat mittlerweile ihre Fahrt fortgesetzt - ohne das beschlagnahmte Kriegsgerät.

Briefkästen in Hongkong

Der Uno-Bericht erhebt zudem den Vorwurf, dass Nordkorea sich extrem bemüht habe, die Herkunft seiner Handelsflotte zu verschleiern. Außerdem pflegte es ein kompliziertes geschlossenes Netzwerk außerhalb des internationalen Finanzsystems, um illegale Waren einzukaufen.

Die Uno-Sanktionen verbieten Nordkorea, Fracht zu verschiffen und zu erwerben, die mit ihrem Atom- und Raketenprogramm in Verbindung stehen könnte. Außerdem darf das Land einige Luxusgüter nicht einführen, und auch der Transfer größerer Mengen Bargeld ist verboten.

Als Beispiel dafür, wie das Regime die Auflagen umgeht, führt der Bericht eine außergewöhnlich komplexe Transaktion zum Kauf eines neuen Flugzeugs im Jahr 2012 an. Insgesamt sollen 109 Zahlungen an acht unterschiedliche in Hongkong registrierte Unternehmen gegangen sein. Der Erwerb von zivilen Maschinen fällt eigentlich nicht unter die Sanktionen. Der Fall soll den Uno-Beobachtern zufolge zeigen, dass Nordkorea ein ausgeklügeltes System von Briefkasten-Firmen nutzt.

ler/Reuters
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