Störrischer Karzai USA verlieren Glauben an Truppen-Deal mit Afghanistan

Nato-Truppen am Hindukusch: Ohne Vertrag keine Folgemission
Foto: PARWIZ/ REUTERSWashington - Es ist eine streng vertrauliche Nachricht an Präsident Barack Obama - und sie bestätigt die internationalen Befürchtungen: Der US-Botschafter in Kabul geht nicht mehr davon aus, dass Afghanistans Präsident Hamid Karzai rechtzeitig seine Unterschrift unter ein formales Truppenabkommen setzen wird. Die Konsequenzen für das Land am Hindukusch könnten dramatisch sein.
Er erwarte nicht, dass er Karzai bald von einer Verifizierung des Deals überzeugen könne, so Diplomat James B. Cunningham laut "Washington Post". Das Blatt beruft sich auf seine private Depesche an die Obama-Administration. Mit einer Unterschrift sei wohl kaum vor der Präsidentschaftswahl in Afghanistan zu rechnen, so die "Washington Post". Diese ist allerdings erst für April angesetzt, Karzai darf verfassungsgemäß nicht mehr antreten.
Cunninghams Einschätzung ist ein weiteres Indiz, wie festgefahren die Verhandlungen mit den Afghanen inzwischen sind. Immer neue Forderungen kommen aus dem Karzai-Lager. Auf Nato-Seite, vor allem bei den US-Unterhändlern, scheint die Geduld am Ende. Ohne eine Unterschrift des Präsidenten können die internationalen Truppen ihre Planungen für die Zeit nach Ende 2014 nicht fortsetzen.
Dann sollen die allermeisten ausländischen Truppen das Land verlassen haben. Ausbilder, Sicherheitskräfte und Anti-Terror-Einheiten bleiben allerdings - so zumindest der Plan. Dieser wird ohne Karzais Einlenken jedoch wertlos. Schon jetzt ist die geplante Nachfolgemission "Resolute Support" mit 8000 bis 12.000 Mann im Verzug. Aus dem Weißen Haus heißt es, der Vertrag müsse "binnen Wochen, nicht Monaten" unterzeichnet werden. "Die Uhr tickt", so Sprecher Jay Carney.
Es droht der Komplettabzug
Die harte Haltung der Karzai-Regierung steigert das Risiko für einen Totalabzug der internationalen Truppen. Schon seit einiger Zeit steht diese Drohung des Westens im Raum. Die Afghanen müssten dann nicht nur mit der höchst instabilen Sicherheitslage im Land allein fertig werden. Ihnen würden wohl auch milliardenschwere Finanzhilfen aus dem Westen gestrichen.
Trotz dieser düsteren Aussichten bleibt Karzai auf Konfrontationskurs. Am Donnerstag teilte sein Sprecher mit, dass Afghanistan mindestens 72 Gefangene freilässt, die von den USA als gefährlich eingestuft werden. Die Reaktion aus Washington kam prompt. Eine Sprecherin des Außenministeriums erklärte, man sei sehr besorgt über die mögliche Freilassung "von 72 Häftlingen, bei denen es dringende Indizien für einen Terrorhintergrund gibt".