US-Geheimdienste zu Nordkorea "Ein nukleares Zischen"
Washington - Bei den Analysen sei radioaktiver Niederschlag aufgespürt worden, "der im Einklang mit einem nordkoreanischen Nukleartest steht", heißt es in einer internen Information des Nationalen Geheimdienstdirektors John Negroponte für Mitglieder des US-Kongresses. Auch Südkorea und Japan sind nach Berichten aus beiden Ländern vom Samstag bereits über die Hinweise auf den Atomtest informiert worden.
Der Test wurde weltweit scharf verurteilt. Zugleich waren aber auch Zweifel an den Angaben Nordkoreas laut geworden. Weil die Sprengkraft bei dem Test vom vergangenen Montag so gering war, sind sich US-Geheimdienste noch nicht im Klaren, ob der von Nordkorea groß angekündigte Versuch nur ein Teilerfolg war oder ob das Land weiter fortgeschritten ist als bislang angenommen und einen Mini-Sprengkopf getestet hat.
80-prozentige Sicherheit
Die Sprengkraft habe unter einer Kilotonne TNT gelegen und sei damit vier Mal kleiner gewesen, als Nordkorea vor dem Test der chinesischen Regierung angekündigt habe, schreibt die "Washington Post".
Die jüngsten Erkenntnisse der USA stützen sich auf Proben, die am Mittwoch von einem Spezialflugzeug über dem Japanischen Meer eingesammelt wurden. Der US-Nachrichtensender CNN meldete danach unter Berufung auf Negropontes Behörde, dass dabei radioaktiver Niederschlag gefunden worden sei. Behördensprecher Chad Kolton stellte jedoch in der vergangenen Nacht klar, dass es sich um keine offizielle Erklärung handele, sondern um einen Entwurf zur internen Information von Kongressmitgliedern, der nicht für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen sei.
Mit 80-prozentiger Sicherheit sei davon auszugehen, dass es sich bei der Explosion vom Montag wirklich um einen nordkoreanischen Atomwaffentest gehandelt habe, sagte dagegen ein US-Regierungsbeamter, der nicht namentlich genannt werden wollte: "Wir denken nicht, dass sie (die Nordkoreaner) versuchten, einen Atomtest vorzutäuschen. Wir denken, dass es ein nukleares Zischen war - ein gescheiterter Versuch."
Atomtest schwer nachzuweisen
Nach einem anderen Szenario könnte Nordkorea den Test auch in einem wie ein umgedrehtes "T" aussehenden Tunnel durchgeführt haben, schreibt das Blatt. Damit hätte die Möglichkeit verringert werden können, dass radioaktiver Niederschlag in die Luft entweicht.
Auch die Bundesregierung in Berlin geht davon aus, dass Nordkorea einen Atomtest durchgeführt hat, wie Kanzleramtsminister Thomas de Maizière laut "Bild am Sonntag" sagte. Klarheit gibt es seiner Einschätzung nach aber erst in der kommenden Woche. Dann könnten Experten bestimmte Gase analysieren, die aus dem Explosionstunnel entwichen seien.
Nach Einschätzung des Präsidenten des Bundesamts für Strahlenschutz, Wolfram König, wird sich ein Atomwaffentest möglicherweise nie beweisen lassen. "Ob der Test ein Bluff war oder nicht, lässt sich mit den Methoden, die wir derzeit zur Verfügung haben, nicht genauer bestimmen", sagte König, der "Süddeutschen Zeitung". Grund seien Lücken im globalen Messsystem. "Die Stationen um Nordkorea herum sind zum Teil erst kurz vor der Fertigstellung", sagte König.
Weltsicherheitsrat diskutiert über Resolution
Ein Sprecher des Präsidialamtes in Seoul machte unterdessen deutlich, dass sich trotz der Untersuchungen nichts an der Art und Weise ändern werde, wie die Regierung mit der derzeitigen Situation umgehe. Seoul habe Gegenmaßnahmen bereits in der Annahme getroffen, dass Nordkoreas Angaben über einen Atomtest zuträfen, sagte der Sprecher des Präsidialamtes, Yoon Tae Young.
Die fünf ständigen Mitglieder des Weltsicherheitsrates - die USA, Russland, China, Großbritannien und Frankreich - sowie Japan wollten noch heute zunächst zu Konsultationen über die geplante Nordkorea-Resolution zusammenkommen. Später stand dann eine Sitzung aller 15 Ratsmitglieder auf der Tagesordnung. Für Diskussionsstoff sorgten bis zuletzt die Änderungswünsche Russlands und Chinas. Beide Staaten haben sich gegen harte Sanktionen gegen Pjöngjang ausgesprochen.
Der letzte bekannt gewordene Resolutionsentwurf trug den Bedenken Russlands und Chinas Rechnung und sah nur nicht-militärische Strafmaßnahmen wie Wirtschaftssanktionen vor. Von einem allgemeinen Waffenembargo war nicht mehr die Rede, doch sollte der Handel mit schwerem Rüstungsgerät wie Panzern und Kampfflugzeugen untersagt werden.
mik/dpa/AFP